: Berti und Ewald fegen die Kinos
■ Der heißeste Sommer seit 49 Jahren bringt die Hamburger Kinobetreiber ins Schwitzen
Erst die Fußball-WM und nun der heißeste Sommer seit 49 Jahren – die Nerven der Hamburger Kinobetreiber wurden erst von Berti und werden nun von dem Hoch namens Ewald heftig auf die Probe gestellt. Selbst in den 17 Schachteln des Ufa-Palastes am Gänsemarkt kann Ufa-Chef Volker Riech an manchen Tagen nicht mal 100 Besucher zählen. „Wenn Deutschland gespielt hat, war es einfach schrecklich“, erinnert sich Abaton-Geschäftsführer Matthias Elwardt, der allerdings das Ende des Sommerlochs bereits absieht, denn die Verleiher haben mit der Auslieferung der „frischen Ware“ für den Herbst bereits begonnen.
Echte Cineasten hatten sich in der ersten Tagen der Hitzewelle nicht schocken und sich von Kaurismäkis Tatjana oder Nanni Morettis Film Liebes Tagebuch ins Dunkel der Kinosäle locken lassen. Für erhöhte Besucherfrequenzen trotz hoher Temperaturen sorgt derzeit Die Familie Feuerstein, die am vergangenen Wochenende über 8.000 Hamburger im Kino treffen wollten.
Die alljährliche Sommerkonkurrenz, das Frei Luft Kino auf dem Rathausmarkt, dürfte die Kinobetreiber in diesem Jahr etwas kühler lassen. Zum 75jährigen Uni-Jubiläum wählten Studenten sieben Lieblingsfilme aus, der NDR stöberte in seinem Archiv und steuert den Jürgen-Roland-Film Verbrannte Spuren und die gute alte Feuerzangenbowle bei (Programm siehe unten).
Inzwischen aber haben sich auch das B-Movie und das Alabama auf Kampnagel auf Freiluft-Vorführungen verlegt. Im August zeigt das Non-Profit-Kino B-Movie wieder von seinem umgebauten Bauwagen aus immer wieder samstags Filme für Menschen von den Wohncontainer-Schiffen und Nachbarn im Donnerspark. Das Alabama startet seinen Open-Air-Versuchsballon am zweiten und letzten Augustwochenende auf Kampnagel.
Beide Kinos gehen aber auch gemeinsam mit dem 3001-Kino, dem Fama und dem Elbe-Kino in die Offensive mit dem Kino Sommer, der am nächsten Donnerstag mit einem Programm startet, das sich wie die Kino-Hitliste des Jahres liest, inklusive anspruchsvollerer Renner vergangener Jahre. Daß die Hitze Hamburgs Kino-Landschaften austrocknen könnte, steht also noch nicht zu befürchten, zumal eines schon sicher feststeht: Die nächste Schmuddelwetterperiode kommt bestimmt.
jkn
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