: Nichts ist schöner, als recht zu behalten
■ betr.: „Wer hat schuld am Kahl schlag in der Mitte?“, „Denkmal hitzschlag“, taz vom 26.7.94
Nicht jeder, der lange schläft, ist anschließend ausgeschlafen.
Als ich am Montagmorgen Berliner Journalisten über das Thema Denkmalschutz und u.a. das ZDF informiert habe, hat Herr Lautenschläger jedenfalls lieber erst mal gut ausgeschlafen. Um so ausgeruhter konnte er dann seine Anklage im Kommentar formulieren. Frei von angemessener Information ist's immer leichter zu kommentieren.
Herr Rada andererseits, der nicht ausschlafen durfte und mitfuhr, blieb, was den „Zollernhof“ anging, lieber bei der Version, die er schon früher verbreitet hat, daß nämlich nur die vordere und die hintere Fassade Unter den Linden erhalten bleibe. Nichts ist nämlich schöner, als recht zu behalten.
Aber vielleicht hätte auch die taz-Leser interessiert, was in allen anderen Zeitungen richtig stand, daß nämlich nicht nur die Fassade, sondern das eigentlich denkmalwerte gesamte Vorderhaus erhalten bleibt. Als meine Denkmalschützer am Montag darüber informierten, war Herr Rada wohl auch schon gar nicht mehr anwesend. Er mußte sicherlich gerade Herrn Lautenschläger auf seinen Kommentar vorbereiten. Und es ist ohnehin einfacher, schlicht seine früheren Artikel abzuschreiben, auch wenn sie inzwischen nicht richtiger geworden sind.
Warum ist die taz in dieser Sache so informationsresistent – auch frühere Versuche meiner Denkmalfachleute zur Richtigstellung waren ja nicht sehr erfolgreich. Sehr ärgerlich ist aber dann, wenn auch in neuen Artikeln nur der alte Mist geschrieben wird. Warum spricht die taz nicht einmal ausführlich mit den Fachleuten der Denkmalbehörde, um zum Zollernhof insgesamt mindestens deren Begründung zu hören und zu berichten. Ich selbst habe zu diesem Thema nichts anderes getan, als ihre Vorschläge um- und gegenüber dem ZDF durchzusetzen. Volker Hassemer,
Senator für Stadtentwicklungs-
schutz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen