: Verwüstung ästhetisiert
■ betr.: „Das Ballett der Bulldozer“, taz vom 22.7.94
Wie Rolf Lautenschläger über die Baulogistik auf dem Gleisdreieck berichtet, ist dermaßen unkritisch, daß man eher den Eindruck hat, hier schreibt ein Pressereferent vom Bausenat als ein taz-Autor. Da hilft auch die sprachliche Anleihe bei den italienischen Futuristen nichts. Mit „Ballett der Bulldozer“ soll die Verwüstung des ehemals grünen Gleisdreiecks ästhetisiert werden.
Sinnvoller wäre journalistische Recherche gewesen: Dabei hätte Rolf Lautenschläger herausfinden können, daß für die Baulogistik auch andere, stadtverträgliche Konzepte möglich gewesen wären. Der Entwurf des Architekten Nils Clausen (ausgestellt im Bezirksamt Kreuzberg) zeigt eine Baulogistik, die mit einem Viertel der jetzt benutzten Fläche auskommt. In diesem Entwurf wären die Millionen Tonnen ebenso mit der Bahn transportiert worden, aber gleichzeitig wäre der Naturpark Gleisdreieck erhalten geblieben und die Anwohner wirksam vor Lärm und Staub geschützt worden. So wie dieser Entwurf hätte das Ergebnis einer demokratischen Planung aussehen können.
Nur: auf einen demokratischen Planungsprozeß haben sich Senat und die Investoren vom Potsdamer Platz von vorneherein nicht eingelassen. Das Konzept für die Baulogistik wurde hinter verschlossenen Türen entwickelt. Bürgerbeteiligung, Umweltverträglichkeitsprüfungen, Naturschutzgesetze wurden mit formaljuristischen Tricks ausgehebelt. Deswegen gab es für die Macher der Baulogistik auch keinen Anlaß, die berühmte Vegetation auf dem Gleisdreieck zu schonen und ein innovatives, stadtverträgliches Konzept zu entwickeln. Matthias Bauer, Interessengemeinschaft Gleisdreieck
Schade, daß Ihr in dem Artikel über das Baulogistik-Zentrum auf dem Gleisdreieck nur die Gigantomanie des Projekts würdigt und die Umweltaspekte nur in einem Satz vorkommen.
– Kein Wort über die nicht stattgefundene Bürgerbeteiligung.
– Kein Wort über die Abholzung des Grüns auf dem Gelände.
– Kein Wort über die täglichen Belastungen der Anwohner durch Staub und Lärm. Es gibt weder Schallschutzmaßnahmen noch ausreichende Beleuchtung des Geländes, obwohl der Senat Teilhaber der Baulogistikgesellschaft ist.
Ich hätte von der taz eine kritischere Beleuchtung erwartet. Klaus Mummenbrauer
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