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In Wahrheit lieben uns alle

■ Betr.: „Abwehr wirft das Fischer netz“, taz vom 19.7.94

Mit Spannung habe ich den Artikel über das WM-Finale Brasilien gegen Italien gelesen. Ein Spiel, das von der Taktik zwar hochinteressant war, aber in etwa den Unterhaltungswert des Spiels Deutschland – Österreich anno '82 hatte. Mit gemischten Gefühlen aber las ich den Vergleich der Stimmung mit der meines Vereins gegen Wattenscheid 09. Zum einen hat es mich gefreut, daß in einem Bericht über das WM-Finale Uerdingen vergleichend erwähnt wird, welches meinen Club auf eine Stufe mit Brasilien stellt oder vergleichend, Heiko Lässig so fies wie Leonardo oder Markus Feldhoff so genial wie Romario. Schließlich ist mein Verein auf- und nicht, wie Wattenscheid, (Italien) abgestiegen. Mit größter Empörung verstehe ich eine andere Seite dieses Vergleichs. Wir waren mit sieben Fans beim letzten Erstligaauswärtsspiel in Dresden, und durch die geschickte Verteilung unsererseits, indem wir drei im Fanblock und vier auf die Tribüne postierten, erreichte das Stimmungsbarometer einen höheren Wert, als bei 100.000 pseudobrasilianischen Amis in gelb-grünem Samba-Look. Selbst auf der Tour nach Homburg (zirka 900 Zuschauer) gab es mit zwei Dutzend Uerdingern eine bessere Stimmung als streckenweise bei diesem Langweiler. Ich will gar nicht erst erzählen von den Heimspielen gegen Bochum oder taz-Lieblingskind St. Pauli.

Mit Bewunderung will ich an dieser Stelle noch anmerken, daß die jährliche Hetztirade gegen Uerdingen (immer wenn wir auf- oder absteigen, also jedes Jahr) seitens der taz diesmal ausgeblieben ist, und dies, obwohl Borussia Mönchengladbach nur im Mittelfeld herumkrebste. Ich sehe das Verschweigen Ihrerseits als stille Anerkennung der grandiosen Leistungen Uerdingens in der letzten Saison. Denn in Wahrheit lieben uns alle. Ulrik Thivissen,

Bayer-Uerdingen-Fan-Club,

Mönchengladbach

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