piwik no script img

25.000 Männer auf dem „Langen Marsch“

■ Demonstration in Bangladesch gegen Nasrin

Dhaka (taz) – Alle Redner einer Kundgebung islamischer Parteien in Dhaka haben am Freitag erneut das Todesurteil für die Schriftstellerin Taslima Nasrin und die Einführung eines Blasphemie-Gesetzes gefordert. Zu den wichtigsten Themen gehörte aber auch das Verbot privater Entwicklungsgruppierungen und die Ausweisung westlicher Hilfsorganisationen.

Die Veranstaltung war der vorläufige Höhepunkt einer monatelangen Kampagne von dreizehn Gruppierungen auf dem sogenannten „Langen Marsch“ zur Islamisierung von Bangladesch. Doch während die Organisatoren noch bis kurz vor der Kundgebung auf Hunderttausende Teilnehmer aus dem ganzen Land gehofft hatten, kamen nach Polizeiangaben bestenfalls 25.000. So war es eine Demonstration, die für die lokalen Verhältnisse eher bescheiden ausfiel. Die fast ausschließlich männlichen Teilnehmer waren mit Bussen und Flußfähren aus dem Umland angereist. Viele von ihnen waren Jungen aus den religiösen „Madrasa“-Schulen sowie Anhänger von „Pirs“, den in ländlichen Gebieten einflußreichen traditionellen Heilern und Heiligen.

Für viele war es wohl die erste Reise in die große Stadt, und einer der Redner mußte seine Zuhörer aufrufen, statt auf die futuristische Architektur des Parlamentsgebäudes doch auf die Rednertribüne zu schauen. Auch daß sich die Gläubigen beim Mittagsgebet nach Mekka geradewegs in die Richtung von zwei riesigen Reklamen von Pepsi und Coca-Cola richteten, paßte nicht recht zum Inhalt der darauf folgenden Tiraden.

Ein Grund für den bescheidenen Erfolg der monatelangen Mobilisierung durch die islamistischen Geistlichen und Gruppierungen war das Abseitsstehen der Jamaat-Islami-Partei, die zu gleicher Stunde vor einer Moschee im Zentrum von Dhaka eine Parallelkundgebung abhielt, auf der sie die Einführung eines Blasphemie-Gesetzes forderte. Sie konnte etwa zehntausend ihrer Anhänger mobilisieren. by

Seite 8

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen