: Kassel ist auch in Bremen
■ betr.: „Verzweiflungstat gegen Haftexzeß“, taz vom 26.7.94
Abschiebung an sich ist schon grausam und menschenunwürdig. Solange sie staatliche Stellen anordnen, sollten wenigstens die Bedingungen in den Abschiebegefängnissen menschenwürdig sein, was auch der Bremer Abschiebeknast überhaupt nicht bietet. In dicken Gewölben, in denen schon Nazischergen ihre Opfer quälten, hausen heute in einer Zelle bis zu fünf Menschen, die sich oft nicht verständigen können. Toilette im Raum freistehend oder durch Bettlaken abgeschirmt, fünf Betten mit Vorhängen, einige Tische und Stühle. Tageslicht und frische Luft nur durch Glasbausteine. Täglich 90 Minuten Spaziergang im kleinen, verdrahteten Innenhof. [...] Der verantwortliche Bremer Innensenator Van Nispen hat diese zum Himmel schreienden Mißstände nicht beseitigt, obwohl er sie kennt, wie wir bei der Übergabe von Protestunterschriften von Pressesprecherinnen erfuhren.
Radio Bremen, Buten & Binnen, amnesty international, Deutsche Friedensgesellschaft, die Polizeigewerkschaft, Weser-Kurier und Bremer Nachrichten – sie alle sind entsetzt über die hier herrschenden Zustände. Millionen kosten Teerhofbrücke und Klangbogen (ein luxuriöser Übergang zum Kongreßcenter), Hunderttausende ein Toilettenhäuschen. Warum dann kein menschenwürdiger Gewahrsam? – Kassel ist auch in Bremen! Dr. Ernst Busche,
Joachim Fischer für eine
Mahnwachengruppe, Bremen
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