: Bangladesch: Generalstreik für Taslima Nasrin
■ Demonstration gegen Einfluß der Islamisten
Dhaka (AP/AFP/dpa) – „Nieder mit dem Fundamentalismus!“ und „Verbannt die Religion aus der Politik“, skandierten am Samstag DemonstrantInnen in mehreren Städten Bangladeschs. Um gegen den zunehmenden Einfluß von Islamisten zu protestieren, hatten die von Scheich Hassini Wajed geführte oppositionelle Awami-Liga und mehrere Studentenorganisationen zum Generalstreik aufgerufen. Wie viele Menschen dem Appell landesweit folgten, ist nicht bekannt.
Aus der Hauptstadt Dhaka und der Hafenstadt Chittagong wurden Zusammenstöße zwischen Streikposten und streikunwilligen Rikschafahrern gemeldet. In Dhaka versuchten militante Islamisten, die Proteste zu verhindern. Nach Angaben der Polizei gingen sie mit Hockeyschlägern und Eisenstangen gegen ihre politischen Gegner vor. Gegen Büros laizistisch orientierter Parteien flogen Brandbomben. In Dhaka wurden dabei zwischen 20 und 200 Personen verletzt.
Im Hintergrund der Proteste stand der Konflikt um Taslima Nasrin. Am Freitag hatten rund 25.000 aus dem ganzen Land angereiste Islamisten in Dhaka den Tod der der Blasphemie bezichtigten Schriftstellerin gefordert. Vor dem Parlamentsgebäude skandierten sie: „Tod den Ungläubigen!“ und „Hängt Taslima Nasrin!“ In der Nacht zum Samstag wurden bei regelrechten Straßenschlachten zwischen Islamisten und ihren Gegnern mindestens 100 Menschen verletzt.
Weil gegen sie ein Haftbefehl wegen Gotteslästerung vorliegt, lebt die 32jährige Nasrin seit Anfang Juni in einem Versteck – angeblich in der Residenz eines skandinavischen Botschafters. Laut Zeitungsberichten sind bengalische Richter entschlossen, ihr auch in Abwesenheit den Prozeß zu machen. Die regierungsnahe Zeitung Dainik Bangla berichtete am Wochenende, die erklärte Atheistin und Feministin müsse auf jeden Fall mit einer Strafe rechnen. Die Europäische Union hat die Regierung Bangladeschs aufgefordert, Taslima Nasrin die Ausreise zu erlauben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen