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Endlich: Auch Bullen und Bulletten können bockig werden

■ In der Davidwache werden 120 PolizistInnen aufmüpfig gegen den neuen und alten Revierführer Bernd Metterhausen. Der gilt als „150-Prozentiger“ und herrischer Haudegen.

Heftiger Zoff in der Hamburger Davidwache: Die Mehrheit der insgesamt 150 BeamtInnen des Kiez-Reviers laufen Sturm gegen ihren neuen Chef Bernd Metterhausen, der bereits von 1989 bis 1992 dasselbe Revier leitete. Auf einer Unterschriftenliste sprachen 120 BeamtInnen Metterhausen das Mißtrauen aus und forderten eine Überprüfung des Versetzungsbeschlusses. Begründung: „Mangelhafte Führungseigenschaften.“

Ausgelöst wurde der Konflikt durch die Sparmaßnahmen von Innensenator Werner Hackmann. Metterhausens jetziger Posten als Polizeidirektor in der Direktion-Süd wird danach dem Rotstift zum Opfer fallen. Aufgrund seiner guten Kontakte zur Innenbehörde – er war in den achtziger Jahren Leiter der Polizeipressestelle – konnte Metterhausen sich den Revierleiterposten wahrscheinlich aussuchen. Davidwachen-Chef Reinhard Paltian soll dafür seinen Stuhl räumen und künftig die Beamten des in Verruf geratenen Reviers Lerchenstraße bändigen.

Im Mittelpunkt der Kritik stehen die mangelhaften Führungseigenschaften von Metterhausen, so der Vize-Landeschef der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg: „Die Polizeiführung muß Rücksicht auf die Sorgen und Nöte der Kollegen nehmen“. Immerhin hätten sich die meisten BeamtInnen bei einer internen Befragung gegen Metterhausen ausgesprochen. Sogar eine Delegation sei bei Hamburgs Polizeichef Heinz Krappen aufgelaufen, mit der Bitte, die Entscheidung rückgängig zu machen.

Metterhausen gilt in Polizeikreisen als „150prozentiger“ und knallharter Haudegen, der selbstherrlich Entscheidungen trifft und keine andere Meinung zuläßt. 1989 wollte er beispielsweise in der Silvesternacht als Revierleiter zum Sturm auf die Hafenstraße blasen, um eine Maschinenpistole suchen zu lassen, die bei einer Randale in der Bernhard-Nocht-Straße aus einem Streifenwagen geklaut wurde. Mehrere Einsatzführer verweigerten damals den Befehl.

Die Davidstraßen-Uddels schreiben in ihrem Brief: „Im Bereich Menschenführung läßt er all das vermissen, was unumgänglich ist, um Mitarbeitern die Freude am Beruf zu erhalten.“

Die Innenbehörde hält jedoch an ihrer Personalentscheidung fest. Staatsrat Dirk Reimers: „Angeblich unbeliebte Vorgesetzte abzuwählen oder abzuwehren, ist in keiner Organisation hinnehmbar.“ Eine öffentliche Personaldebatte verstoße außerdem gegen die Fairneßregeln und könne der Polizei und den beteiligten Personen nur schaden. Tatsächlich wären Transparenz und Mitbestimmung bei Personalentscheidungen bei Hamburgs Polizei ein Novum.

Für Konrad Freiberg bleibt es dagegen ungewöhnlich, daß ein Polizeidirektor die Revierführung übernimmt. Ungewöhnlich sei auch, daß Metterhausen ausgerechnet an das Kiez-Revier zurückkehre. Möglicher Hintergrund: Der Haudegen wurde während seiner Amtszeit von der Kiez-Szene anerkannt und bei der Interessensgemeinschaft St. Pauli war er ein stets gern gesehener Gast. Immerhin brachte es der pensionierte Ex-Davidwachenchef Ludwig Rieland wegen seines Images zum Kiez-Spielbankchef.

Kai von Appen

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