: Zuwenig Ruanda-Hilfe
■ Auf ihrer Ruanda-Konferenz erhält die UNO nicht die gewünschten Gelder
Genf (taz) – „Die internationale Hilfe für Ruanda ist jetzt selbst zum Opfer geworden.“ Verbittert kommentierte die Sprecherin des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR), Sylvana Foa, gestern in Genf das enttäuschende Ergebnis der UNO-Geberkonferenz für Ruanda. Auf die am 22. Juli veröffentlichte dringende Bitte um 435 Millionen US- Dollar hin erhielt die UNO von den 44 Teilnehmerstaaten der Konferenz lediglich Zusagen für ein Drittel dieser Summe – 137 Millionen Dollar, wie Konferenzvorsitzender Peter Hansen am Dienstag abend erklärte.
Seltsame Diskrepanz: Die EU hatte auf der Konferenz Spenden von 200 Millionen Dollar angekündigt. Die UN-Vertreter erklärten jedoch, daß darin schon vor dem 22. Juli von Brüssel versprochene Gelder enthalten seien, die zum Teil bereits überwiesen und ausgegeben wurden. Verstimmung auch zwischen einigen EU-Diplomaten und den USA: Deren Botschafter gab bekannt, die Clinton-Administration habe bis zum 22. Juli bereits 250 Millionen Dollar für die Ruanda-Hilfe aufgewendet und stelle jetzt weitere 320 Millionen zur Verfügung; damit gewährleisteten die USA praktisch im Alleingang die Aufrechterhaltung des Flugbetriebs in Ruandas Hauptstadt Kigali und die Wasserversorgung für die Flüchtlinge. Von den insgesamt 570 Millionen Dollar erhält die UNO allerdings keinen Cent. Abzuwarten bleibt, ob die der UNO zugesagten 137 Millionen Dollar jetzt auch möglichst rasch zur Verfügung gestellt werden. Bei früheren Geberkonferenzen der UNO – beispielsweise für Ex-Jugoslawien – verging oft sehr viel Zeit zwischen Zusagen und Zahlungen.
Hansen hatte schon die angestrebten 434 Millionen Dollar als „absoluten Minimalbedarf“ bezeichnet. Laut dem UNO-Welternährungsprogramm (WFP) werden zur Versorgung der rund vier Millionen ruandischen Flüchtlinge im Ausland bis zum Jahresende mindestes 184.000 Tonnen Lebensmittel benötigt. UNHCR- Vertreter bemängelten gestern, daß nicht ein größerer Teil der internationalen Hilfe in Form von Sachspenden erfolgte. Wenn die Hilfsorganisationen selber erst Fahrzeuge, Nahrungsmittel, Medikamente oder Baumaterialien einkaufen müßten, gehe „noch mehr kostbare Zeit verloren“.
Der „Aufbau eines Netzwerkes“ für zurückgekehrte Ruander in ihrer Heimat sei mindestens ebenso wichtig wie die Versorgung der Flüchtlinge in Zaire, betonte Hansen. „Wir drängen weiterhin auf schnelle Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Heimat, werden allerdings keinen Zwang anwenden“, erklärte UNHCR-Sprecherin Foa. Die Kinderhilfsorganisation der UNO, Unicef, hatte am Montag hingegen vor einer „übereilten Rückführung“ gewarnt. azu
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