■ Kommentar: Nur ein Klacks
Werner Hackmann hatte wohl nicht so unrecht: Die Korruptionsfälle in der ihm unterstehenden Ausländerbehörde, das teilte der Innensenator im Juni einigen Journalisten mit, seien „nur die Spitze des Eisbergs im Bereich der öffentlichen Verwaltung“. „Ein Klacks“ sozusagen, verglichen mit .... Tja, mit wem, das wollte Hackmann öffentlich dann doch nicht sagen.
Brauchte er auch nicht. Daß der Blick des Innensenators in Richtung Baubehörde wanderte, sahen die Anwesenden auch so.
Hackmann ist derzeit im Urlaub. Aber wenn man ihn fragen würde und gleichzeitig verspräche, bestimmt nichts weiterzusagen, er würde wohl zugeben, daß der gestern bekanntgewordene Korruptionsfall auch nur das ist, was er ist. Ein Klacks eben, im Vergleich zum tatsächlichen Ausmaß der kleinen und größeren Betrügereien, die in der Wagner-Behörde vermutet werden dürfen.
Hochbau, Tiefbau, Straßenbau, da steckt Kohle drin, da gibt's richtig was zu verdienen. Da kann mensch schon mal schwach werden.
Um den Eisberg wenigstens ansatzweise abzutauen, hat Hackmann seinem Verdacht auch einen Vorschlag hinzugefügt. Eine „zentrale Ermittlungsstelle“, die unabhängig von behördeninternen Kungeleien ermittelt. Die unangemeldet einzelne Abteilungen oder Mitarbeiter überprüfen kann. Ein Vorschlag, der bisher im Senat offensichtlich keinen großen Anklang gefunden hat.
Im Gegenteil: Der Bausenator – ausgerechnet – freut sich, daß „sich die interne Revision bewährt hat“. Soll heißen: Wir brauchen ja gar keine externe Ermittlung. Ist doch nur ein Klacks! Uli Exner
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