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Die Angst der Männer

■ Islamisten-Demo in Bangladesch

Dhaka (taz) – Rund fünfhundert Männer haben gestern nach dem Freitagsgebet auf der regennassen Straße vor dem Presseclub in Dhaka demonstriert. Sie riefen „Gott ist groß!“ und „Hängt die gottlose Taslima!“ Nachdem die Schriftstellerin Taslima Nasrin am Mittwoch ihr Versteck verlassen hat, versuchen Bangladeschs Fundamentalisten, ihre Kampagne gegen die Feministin weiterhin am Kochen zu halten: „Die Soldaten des Islam werden zu Tausenden kommen und den Flughafen belagern, wenn Nasrin es versuchen sollte, ins Ausland zu fliegen“, sagte ein Führer des Bündnisses von 13 islamistischen Gruppen.

Taslima Nasrin durfte das Gericht am Mittwoch auf freiem Fuß verlassen, nachdem sie dort eine Kaution hinterlegt hatte. Tags darauf wurde der auf Antrag der Regierung erlassene Haftbefehl formal aufgehoben. Der Beginn des Prozesses gegen Nasrin wegen des Vorwurfs der „Verletzung religiöser Gefühle der Muslime“ wurde nach Angaben ihres Anwalts auf den 4. September verschoben. Die Schriftstellerin kann sich dann vor Gericht durch eine Anwältin vertreten lassen. Staatsanwalt Abdur Razzaque Khan sagte, es könne fünf bis sechs Monate dauern, bis die Formalitäten der Prozeßvorbereitung beendet sind und die Hauptverhandlung beginnt. „Nasrin kann das Land verlassen, wenn sie will“, erklärte Nasrins Verteidiger Khamal Hossain.

Unterstützer Nasrins hoffen jedoch, daß sie bleibt und „die Kräfte des Extremismus“ bekämpft. „Mit ihrer Forderung nach mehr Rechten für die Frauen in Bangladesch [...] hat sie keineswegs ein Verbrechen begangen“, sagte Kazi Shahid Ahmed, Herausgeber der Zeitung Ajker Kagoj, gegen die schon Bombenanschläge von mutmaßlichen islamistischen Gruppierungen verübt wurden. Ahmed und andere Beobachter glauben, daß Taslima Nasrin nicht etwa Zielscheibe der Fundamentalisten wurde, weil sie gegen die Religion ist: Der wirkliche Grund liege in ihrer Forderung nach gleichen Rechten für die Frauen – eine offensichtlich unerträgliche Bedrohung für die islamische Geistlichkeit, die besonders auf dem Lande traditionell mächtig ist.

Berichten zufolge ist Taslima Nasrin in ihre Wohnung im Zentrum von Dhaka zurückgekehrt, wo sie 24 Stunden am Tag von bewaffneten Polizisten und Zivilbeamten bewacht wird. Vor ihrer Ankunft waren ihre Wohnung und die umliegenden Gebäude nach versteckten Sprengkörpern durchsucht worden. Ihre Familie schirmt Taslima Nasrin, die nach dem Trauma der vergangenen Monate zur Ruhe kommen müsse, vor der Öffentlichkeit ab.

Offenbar ist die Regierung von Premierministerin Khaleda Zia darauf bedacht, der vor allem aus dem Ausland kommenden Kritik an ihrer Behandlung des Falles Taslima Nasrin den Wind aus den Segeln zu nehmen, indem sie den Schutz der Schriftstellerin sicherstellt – und indem sie den Fundamentalisten unzweifelhaft deutlich macht, daß diese eine gewisse Grenze nicht überschreiten dürfen. Zwei hochrangige Geistliche, einschließlich des Chefs der nationalen Baitul Mukarram Moschee, mußten sich jetzt vor Gericht wegen staatsfeindlicher Äußerungen verantworten. Ahmed Fazl

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