piwik no script img

Mehr Wachsamkeit gegen Rechts!

■ Demonstration gegen Rechtsextremismus in der Gedenkstätte Buchenwald / Bundesweit zahlreiche Festnahmen nach neuen rechtsradikalen Ausschreitungen / Nazi-Lieder lautstark abgespielt

Berlin (dpa/taz) – Rund 500 Menschen haben zwei Wochen nach der Schändung der KZ-Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar dort gegen den Rechtsextremismus demonstriert. Zugleich wurden am Wochenende bundesweit zahlreiche Anhänger der rechten Szene festgenommen.

Auf der Kundgebung in Buchenwald rief der französische Präsident des Internationalen Lagerkomitees Buchenwald-Dora, Pierre Durand, die Deutschen zur Wachsamkeit gegen Rechts auf. Unabhängig von ihren Anschauungen müßten Demokraten „Stätten des antifaschistischen Märtyrertums“ schützen. Zu der Kundgebung hatten die Lagergemeinschaft der deutschen Buchenwaldhäftlinge, der VVN/ Bund der Antifaschisten, der DGB und andere Organisationen aufgerufen.

Kritik übte Durand an der Polizei: „Niemand kann uns glauben machen, daß die deutsche Polizei kriminelle neonazistische Organisationen nicht kennt und Angriffen nicht vorbeugen kann.“ Skinheads hatten in der Gedenkstätte unter „Sieg-heil“-Rufen randaliert und einer Mitarbeiterin mit Verbrennen gedroht. Gegen 21 Personen wurde Haftbefehl erlassen.

Zahlreiche Rechtsradikale wurden am Wochenende in Baden- Württemberg, Bayern, Thüringen und Brandenburg festgenommen. Im Südwesten setzten die Beamten bei einer Kontrolle von 100 Personen bei Ehningen 19 Männer und Frauen fest. Dabei wurden drei Polizisten und ein Angreifer leicht verletzt. Die Polizei stellte umfangreiches Schrift- und Tonmaterial sicher. In Straubing gab es sechs Festnahmen in der Nacht zum Sonntag, nachdem Rechtsradikale Nazi-Lieder gesungen hatten. Die Festgenommenen stammten teilweise aus der örtlichen rechten Szene, andere waren aus den neuen Ländern angereist.

Wegen der Verbreitung von Nazi-Parolen nahm die Thüringer Polizei in Gotha und Erfurt insgesamt zehn Jugendliche vorläufig fest. In Gotha hatte eine 20köpfige Gruppe an einer Tankstelle mit großer Lautstärke nationalsozialistische Lieder und eine Hitler- Rede abgespielt. In Erfurt waren ein junger Mann und eine Frau vorläufig festgenommen worden, die in einem Autoradio über Kassette das Nazi-Lied „Die SA marschiert“ abgespielt hatten.

Am Seddinsee bei Potsdam löste die Polizei ein Treffen von etwa 30 Rechtsextremen auf. Sechs Personen wurden festgenommen. Die teilweise uniformierten Jugendlichen hatten am Samstag abend Heil-Hitler-Rufe gegrölt und den „Hitlergruß“ gezeigt. Bereits in der Nacht zum Samstag war eine Feier von 70 randalierenden Jugendlichen in Gussow (Kreis Dahme-Spreewald) aufgelöst worden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen