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Kunstfehler-Klinik dicht

■ VdAK kündigte Frauenkrankenhaus

Ist der Ruf erst ruiniert... – kommt die Kündigung von selbst? Gestern meldete der Verband der Angestellten-Krankenkassen (VdAK), er habe zum 31. Juli 1995 den Versorgungsvertrag mit der Frauenklinik „Am Rothenbaum“ (ehemals Frauenklinik Johnsallee) gekündigt. Die Privatklinik, deren Ruf in der Vergangenheit durch etliche Kunstfehler-Prozesse gegen den ehemaligen Chefarzt Dr. F. gelitten hat, dürfte dann nur noch Privatpatientinnen behandeln.

VdAK-Sprecher Lothar Thormählen betonte gestern allerdings, daß die Kündigung damit nichts zu tun habe. Sie basiere auf mangelnder Wirtschaftlichkeit. Die Auslastung in der 24-Betten-Klinik sei inzwischen auf 50 Prozent gesunken; 1992 hätten dort nur 45 Entbindungen, –93 nur 27 stattgefunden. VdAK-Leiterin Meta Stölken: „Die Klinik bietet nicht mehr die Gewähr für eine leistungsfähige und wirtschaftliche Krankenhausbehandlung.“

Eine Aussage, die Klinikleiter Henning Bostelmann – er löste im Mai Dr. F. ab – fuchsteufelswild stimmt. Ein Grund für die sinkende Auslastung liege in den Beeinträchtigungen durch Umbauten, die sie aufgrund behördlicher Auflagen hätten vornehmen müssen. Auch Thormählens Mutmaßung, die Kündigung werde wohl zur Schließung der Klinik führen, dementiert Bostelmann: „Unser Haus trägt sich auch mit Privatpatientinnen.“

Noch ist die Kündigung aber nicht rechtskräftig, denn die Gesundheitsbehörde muß ihr als Aufsichtsbehörde zustimmen. Dies hat sie aber nach Auskunft von Sprecherin Christina Baumeister bislang nicht getan. Sollte dies geschehen, will Bostelmann jedoch Rechtsmittel einlegen. Übung macht den Meister: Auch seiner zweiten Privatklinik in der Feldbrunnenstraße wurde vom VdAK der Versorgungsvertrag gekündigt.

sako

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