: Mit Papier und Bleistift gegen Ozon
■ BUND hat Ozon-Kampagne begonnen / Aktionsmappe mit Argumenten und Adressen soll anregen, Protestbriefe an Politiker zu schreiben / Interview mit BUND-Landesgeschäftsführer Stefan Bundscherer
taz: Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat am Wochenende in Berlin eine sogenannte Ozon-Kampagne gestartet. Werden nun alle wichtigen Kreuzungen blockiert, um die Belastung durch das Reizgas zu reduzieren?
Stefan Bundscherer: Die Ozon- Kampagne ist ein Angebot an die Berliner Bevölkerung, selbst aktiv zu werden...
...die Bevölkerung soll blockieren?
Nein, wir wollen alle unterstützen, die vom Ozon sowie der Untätigkeit der Landesregierung die Schnauze voll haben. Wir bieten dafür eine Aktionsmappe an, die mehrere Aktionsbausteine enthält. Der erste Baustein heißt „Zu Hause bleiben, Briefe schreiben – wir nehmen unsere Politiker an die Hand“. Wir haben einen Musterbrief mit Argumentationshilfen zusammengestellt, den die Bürger mit ihren Ergänzungen an ihre Wahlkreisabgeordneten schicken können. Wir senden außerdem die Namen und Adressen der Abgeordneten mit.
Worum geht es bei der Kampagne noch?
Ein weiterer Aktionsbaustein ist „Öffentlichkeit schaffen“. Wir fordern die Berliner auf, mit Leserbriefen an große Zeitungen zu zeigen, daß sie etwa mit dem Tiergartentunnel und anderen vom Senat geplanten Ozonschleudern nicht einverstanden sind.
Was versprechen Sie sich vom Briefeschreiben? Wahlkreiskandidaten dürften die Argumente zum Thema Ozon kennen.
Die Politiker müssen aus ihrem Schatten herausgeholt werden. Die Öffentlichkeit muß erfahren, was jeder einzelne von ihnen sagt. Deshalb wird der BUND die Antworten von Abgeordneten auswerten und veröffentlichen. Wir werden zeigen, auf welche Politiker wir zählen können und auf welche nicht.
Wendet sich die Ozon-Kampagne nur an Briefeschreiber?
Es gibt den dritten Baustein „Mobil ohne Auto“. Das hat allerdings auch mit Schreiben zu tun – das ist eine Postkartenaktion. Hier soll jeder Verbindungen in dieser Stadt vorschlagen, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln schnell zurückzulegen sein sollen. Auf der Postkarte können Vorschläge angekreuzt werden und mit eigenen Ideen ergänzt werden. Nach dem Motto: „Ich würde BVG fahren, wenn...“ Wir werden die Karten dem Verkehrssenator übergeben.
Ein merkwürdiges Vorhaben – bei diesem Verkehrssenator. Glaubt der BUND, Senator Haase mit bunten Postkarten überzeugen zu können?
Wir wollen Öffentlichkeit schaffen. Es gibt darüber hinaus Möglichkeiten, das eigene Verhalten zu überprüfen, das Auto stehen zu lassen, Rad zu fahren. In der Mappe geben wir auch dazu Tips. Wir klären auch über die gesundheitlichen Auswirkungen von Ozon auf.
Wie lange geht die Kampagne?
Wir rechnen damit, daß ab Ende August/Mitte September die Ozonwerte sinken werden. Dann werden wir mit der Auswertung beginnen. Interview: Dirk Wildt
Ozon-Kampagne: Aktionsmappe beim BUND, Stichwort „Ozon“, Crellestraße 35, 10827 Berlin, gegen 3 Mark Schutzgebühr und mit 3 Mark frankiertem und adressiertem Rückumschlag. Spendenkonto „Ozon“ Grundkreditbank, BLZ 101 901 00, Kto. 4242 88 0000
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen