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Titanic mit Schlagseite

■ Basketball-Weltmeisterschaft in Kanada: USA-Träumer weiter mit Problemen, Deutschland verpaßt Finalrunde

Berlin (taz) – „Sie sind zu schlagen“, hatte Kanadas Dwight Walton schon vor Beginn der WM gesagt. „Alles ist möglich“, konterte Reggie Miller vom US-Team, „die Titanic ist gesunken.“ Doch die großen Sprüche sind nach der Vorrunde verstummt, inzwischen beginnen auch andere, die starken Kroaten etwa, zu glauben, daß das bombastisch angekündigte „Dream Team II“ möglicherweise doch zu bezwingen sein könnte.

Die Vergleiche mit dem Original-Traumteam um Michael Jordan und Magic Johnson haben sich ohnehin längst erledigt, was nicht nur am mangelnden Glamour der aktuellen NBA-Auswahl liegt. Während die Olympiasieger von 1992 ohne weiteres das Maracaná- Stadion von Rio hätten füllen können, war das Copps Coliseum von Hamilton bei den Auftritten von Shaquille O'Neal, Reggie Miller und Genossen teilweise nur halb gefüllt. Die Spielweise der Cracks rief harsche Kritik hervor, wobei die hundert Punkte, die Spanien gegen die USA erzielte, noch peinlicher durch die Tatsache wurden, daß sich die Spanier nicht für die Finalrunde qualifizieren konnten. Sie verloren gegen China mit 74:78.

Einzig gegen China hatten die USA beim 132:77 ihr angestrebtes Soll von mehr als 40 Punkten Differenz erfüllt, im letzten Gruppenspiel gegen Brasilien war es beim 105:82 wieder relativ knapp. Die Basketball-Millionäre tun sich vor allem schwer mit der Raumdeckung, die bei der WM im Gegensatz zur NBA zulässig ist. Immer wieder entwischen ihrer laxen Verteidigung ausgerechnet die präzisesten Werfer des Gegners und treffen ungestört aus der Distanz. „Dream Team I“ hatte seine Kontrahenten dagegen überhaupt nicht zum Kombinieren kommen lassen, sondern sie unter Druck gesetzt, sobald sie den Ball bekamen, und durch die schnellen Hände von Jordan, Barkley, Mullin oder Pippen jede Menge Turnovers erzwungen. Dies gelang den USA nur phasenweise gegen die Chinesen, und da auch bloß, als deren Ersatzspieler auf dem Feld waren.

Im Angriff hat das „Dream Team II“ fast nur die Optionen Slam-Dunk durch Shaquille O'Neal, Alonzo Mourning und Shawn Kemp oder Distanzwurf von Joe Dumars, Reggie Miller, Dan Majerle, Mark Price. Raffinierte Kombinationen oder Sprungwürfe aus der Zone sind Mangelware. Insgesamt leicht auszurechnen, hinzu kommt, daß die Trefferquote nicht immer stimmt.

„Auch wenn wir mit links werfen würden, würden wir gewinnen“, hatte Reggie Miller getönt, doch die Titanic hat zumindest eine gewisse Schlagseite bekommen. Sie werden schon mit rechts werfen müssen, um den Titel zu holen, woran bislang noch niemand ernstlich zweifelt, zumal die Einstellung auf das Regelwerk der WM stetig besser werden sollte.

Nicht mehr auf die USA treffen kann das deutsche Team, das ziemlich unglücklich die Finalrunde verpaßte. Punktgleich mit Griechenland und Puerto Rico entschied das Korbverhältnis aus dem direkten Vergleich dieser drei Teams zuungunsten der DBB- Auswahl. Der letzte Sieg gegen Ägypten (78:56) war bedeutungslos für eine Weiterkommen, nachdem im Match Griechenland – Puerto Rico der ungünstigste Fall eingetreten war. Bei einem griechischen Sieg oder einer Niederlage bis zu vier Punkten hätte Puerto Rico ins Gras gebissen, bei einer Differenz von mehr als 13 Punkten Griechenland. Puerto Rico gewann jedoch mit 72:64 – Aus für Deutschland, das nun um Platz 9 bis 16 spielt. Die Finalrunde bestreiten ab heute in Toronto Rußland, Puerto Rico, USA und Australien (Gruppe 1), Kroatien, China, Kanada, Griechenland (Gruppe 2). Matti

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