Goldwäscher wirbeln Giftstaub auf

■ Was steckt hinter den 470 Tonnen Antimonkonzentrat aus Deutschland, die in den bolivianischen Anden entdeckt worden sind? Die Importfirma versucht mit Presseerklärungen zu beruhigen

Berlin (taz) – Gold im Wert von einer halben Million US-Dollar liegt in den bolivianischen Anden auf Halde. Nur ist der Schatz in 470 Tonnen eines staubförmigen Pulvers verborgen, das hauptsächlich, nämlich zu 40 Prozent, aus dem Halbmetall Antimon besteht. Anwohner fanden das Material verdächtig, das sie seit 1993 zu einem losen Haufen bei der Stadt Patacamaya aufgeschüttet sahen. Sie alarmierten örtliche Umweltschützer, und das nicht ohne Grund. Der Stoff Antimon, der zur Härtung von vielen Metall-Legierungen und auch als Farbpigment eingesetzt wird, kann bei Menschen, die damit am Arbeitsplatz intensiv in Kontakt kommen, Herzbeschwerden auslösen.

Die bolivianische Liga zur Verteidigung der Umwelt (LIDEMA) warnte letzte Woche denn auch noch einmal vor „reaktionsfähigen und damit potentiell gesundheitsgefährdenden Chemikalien“.

Rätselhafter ist indessen das Geschäft, das hinter dem möglicherweise giftigen Staub steckt. Die 470 Tonnen Antimonkonzentrat stammen aus einer tschechischen Erzgrube und sind im letzten Jahr von der Metallgesellschaft Frankfurt an die bolivianisch-deutsche Handelsgesellschaft „Eluamin“ verkauft worden. Danach verliert sich die Spur. Endabnehmer sollte die bolivianische Firma „Siguani Gold Placers Bolivia“ sein, die das Gold aus dem Stoffgemisch extrahieren wollte. Die deutsche Lieferung enthält außer Antimon auch noch Eisen, Schwefel und Spuren von Arsen.

Zu eben dieser Weiterverarbeitung ist es bisher nicht gekommen. Nach Informationen der Nachrichtenagentur IPS gerieten der Zwischenhändler Eluamin und der Goldimporteur Siguani in juristischen Streit. Völlig unklar ist bislang, wie das Antimonkonzentrat, das nach Angaben der Metallgesellschaft ordnungsgemäß in doppelwandige Gefäße aus Textil und Kunststoff verpackt war, plötzlich in in loser Form auf Halde geschüttet auftauchen konnte. Siguani gibt die Schuld den aufgeregten Behörden, die unbedingt Giftmüll in dem Goldschatz entdecken wollten. Am Wochenende versuchte die Firma ihrerseits mit einer Presserklärung, die alarmierte Bevölkerung zu beruhigen. Es handle sich bei dem Stoff keinesfalls um Gift, das Antimonkonzentrat werde nun in Eisenbahnwaggons verpackt und an einen anderen, zunächst ungenannten Ort in „wüstenartiger Gegend“ verbracht, bis es verarbeitet werden könne.

Für die metallurgische Fabrik allerdings, für die Siguani viel Geld investieren wolle, müsse erst noch eine Umweltverträglichkeitsprüfung beantragt werden, heißt es in der Presseerklärung. Niklaus Hablützel