: Die Grenze bekommt Löcher
■ Israels Regierungschef und Jordaniens Kronprinz eröffnen Checkpoint für Touristen
Aqaba/Damaskus (taz/AP/AFP/dpa) – Mit goldenen Scheren durchschnitten gestern Jordaniens Kronprinz Hassan Ibn Talal und Israels Ministerpräsident Jitzhak Rabin zwei weiße Bänder. Mit der Zeremonie weihten die beiden Staatsmänner einen neuen Grenzübergang zwischen Israel und dem Haschemitischen Königreich Jordanien ein. Die Veranstaltung, wenige Kilometer nördlich des Roten Meeres, symbolisierte zum wiederholten Mal, daß zwischen beiden Staaten Frieden eingekehrt ist, auch wenn noch kein offizieller Vertrag unterschrieben worden ist. Einfache JordanierInnen und Israelis werden von dem neuen Übergang jedoch vorerst keinen direkten Nutzen haben. Bis auf weiteres bleibt der Übergang ausländischen Gästen vorbehalten. In der Praxis werden ihn zumeist Touristen nutzen, die zwischen den beiden Urlaubsorten Aqaba (Jordanien) und Eilat (Israel) hin und her pendeln.
Zu den Gästen bei der gestrigen Einweihung gehörte auch Warren Christopher. Der US-Außenminister kam aus Syrien angereist und war offensichtlich froh, etwas Positives zu erleben. Am Sonntag hatte er in Damaskus fünf lange Stunden dem syrischen Staatschef Hafis al-Assad gegenübergesessen. Christopher klagte seinem Gegenüber seine Sorgen über den internationalen Terrorismus im allgemeinen und die syrische Unterstützung für die schiitische Hisbollah im besonderen. „Wir hatten eine konstruktive Diskussion“, erklärte Christopher anschließend. Andere Augen- und Ohrenzeugen kolportierten jedoch, al-Assad habe Christophers Ausführungen nur schweigend zugehört und gelächelt.
Etwa zur gleichen Zeit, als der US-Außenminister gestern der Zeremonie an der jordanisch-israelischen Grenze beiwohnte, griffen Milizionäre der Hisbollah im Süden Libanons Einheiten der von Israel ausgerüsteten und finanzierten Söldnertruppe „Südlibanesische Armee“ (SLA) an. Israelische Soldaten nahmen daraufhin schiitische Dörfer unter Granatbeschuß. Der Krieg im Süden Libanons droht seit Tagen zu eskalieren. Schon in der Nacht auf Montag hatten israelische Truppen Dörfer in der Region von Iqlim al-Tuffah beschossen. Das Gebiet gilt als Hochburg der Hisbollah. Bevor Warren Christopher am Freitag seine aktuelle Nahost-Reise antrat, hatte er sich sowohl in Damaskus als auch in Jerusalem Ruhe im libanesisch-israelischen Grenzgebiet ausbedungen.
In Jericho schraubte gestern der Deutsche Martin Kobler ein Blechschild an ein kleines Wohn- und Verwaltungshaus. Darauf ist zu lesen: „Vertretungsbüro der Bundesrepublik Deutschland“. Der ehemalige Botschafter in Neu-Delhi ist der erste – wenn auch inoffizielle – ausländische Botschafter in Palästina. Außenminister Klaus Kinkel erklärte gestern, in dem Büro solle die deutsche Wirtschafts- und Aufbauhilfe koordiniert werden. Seite 8
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