Scharping profiliert sich als Politiker des Wechsels

■ Breite Zustimmung auf SPD-Wahlkonferenz

Bonn (taz) – Scharping wird als Klassenkämpfer immer besser. Bei einer SPD- Wahlkonferenz in der Bad Godesberger Stadthalle rief der Parteivorsitzende zum Wechsel auf. Rund fünfhundert Funktionären aus Bezirken und Landesverbänden – Kandidaten, Geschäftsführer, Wahlkampfleiter – gefiel der rednerische Einsatz ihres Kanzlerkandidaten für mehr soziale Gerechtigkeit bei der Finanzierung der deutschen Einheit, für eine „Modernisierung, die sich nicht nur als effektivere Bedienung der eigenen Klientel versteht“, besonders gut. Scharping begründete unter großer Zustimmung seines Publikums das Ja zur Magdeburger Koalition und griff die Bundesregierung scharf an. Kohl sei „verantwortlich für den Weltgeist“, während sein potentieller Nachfolger Wolfgang Schäuble die „nationalistische Front“ anführe. Es müsse verhindert werden, daß Schäuble mit seinen „unverantwortlichen Vorstellungen“ in Deutschland das Sagen bekäme. Die Bundesregierung müsse Klarheit schaffen, insbesondere über ihre Steuerpläne.

Für eine sozialdemokratisch geführte Regierung blieb es bei der Aussage, daß die Steuer- und Abgabenquote nicht steigen werde. Scharping machte der Versammlung Mut: „Halle war ein schöner Parteitag. Magdeburg war ein schönes Ergebnis. Dann hatten wir ein Sommerloch. Das ist jetzt vorbei. Wenn wir so weiter zulegen, dann wird das ein gutes Ergebnis. Für uns. Vor allem aber für Deutschland.“

CDU-Generalsekretär Hintze reagierte prompt. Die „primitiven Beleidigungen“ gegen Kohl und Schäuble zeugten von „miesem Stil“. Tissy Bruns Seite 4