Flachs contra Hanf

■ betr.: „Cannabis bis zum Abwin ken“, tazvom 8.8.94

[...] Auch wenn zur Zeit Cannabis im Trend ist, zum Großteil sicherlich durch Mystifizierung, ist es noch keine Basis für die praktische ökologische Umsetzung. Der Versuch einer ökologischen Bewertung ist zwar in dem Buch von Bröckers gemacht, aber nur bruchstückweise und verzerrend. Durch immer wieder Zitieren von Falschem, daß nur Hanf ohne Pestizide angebaut werden könne, wird dem Cannabisanbau kein Vorschub geleistet. Wir bauen dieses Jahr zirka zehn Tonnen Flachs- Leinenfasern und schon seit fünf Jahren kontrolliert biologisch an, ohne irgendwelche chemischen Zusätze, wie sie beim Hanfanbau notwendig sind, sollte er wirtschaftlich betrieben werden können.

Wer wird sich seine Jeans für 300 DM aus Hanf kaufen, wenn er diese um die Hälfte des Preises aus Leinen bekommt, das zudem angenehmere Trageeigenschaften besitzt? Nimmt man den vergangenen Hanfanbau in Deutschland unter die Lupe, dann kommen allerdings vorrangig andere Anwendungen der Produkte der Hanfpflanze als gerade der Einsatz im Textilbereich in Betracht.

Außerhalb der Diskussion zu lassen, daß der Hanf am meisten Stickstoffdüngung verlangt von den bei uns angebauten Kulturpflanzen und damit in der Ökobilanz der Monokulturpflanze Mais nahekommen könnte, halte ich der ernsthaften Diskussion um den Wiederanbau für nicht förderlich. Georg Keller, Stuttgart