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Embargobrecher brachte nur Besucher

■ Embargo gegen Serbien hat manchmal seltsame Folgen

Hat die Deutsche Touring ihren Omnibus-Linienverkehr nach Serbien weiterbetrieben und damit das Embargo gegen Rest-Jugoslawien gebrochen? Die Staatsanwaltschaft beim Landgericht Frankfurt vermutet: Ja. Sie hat ein Ermittlungsverfahren gegen das zur Deutschen Bahn gehörende Unternehmen eingeleitet. Wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Außenwirtschaftsgesetz wurde die Frankfurter Zentrale der Touring durchsucht und Akten beschlagnahmt.

Zwar verbietet das Embargo nicht, daß Personen über die Grenze nach Rest-Jugoslawien transportiert werden. Verboten ist jedoch jeglicher Transport, wenn „dies der Wirtschaft Jugoslawiens dient“, erklärt Oberstaatsanwalt Tillmann. Offenbar geht die Staatsanwaltschaft also davon aus, daß es eine Zusammenarbeit zwischen der Deutschen Touring und serbischen Unternehmen gegeben hat. Gingen Fahrtaufträge an serbische Omnibusunternehmen? Oder floß Geld auf jugoslawische Konten? Um das herauszufinden, hat die Staatsanwaltschaft im Ausland um Rechtshilfe gebeten – bislang ohne Antwort.

Bürgerkrieg und Embargo bescherten dem Unternehmen nun eine deutliche Umsatzeinbuße. Noch 1990 war das Fahrplanheft Jugoslawien so dick wie die Übersicht für das ganze restliche Europa. Heinz Gilmer, für den Linienverkehr verantwortlicher Geschäftsführer der Touring, sagte, daß sich sein Haus nichts vorzuwerfen habe. Seit der Verhängung des Embargos „hat die Touring keinen Verkehr mehr nach Serbien organisiert. Wir sind auch nicht gefahren.“

Was unternehmen nun jene Embargoopfer aus Deutschland, die ihre Familien, Freunde, ihre Häuser und Erinnerungen in Serbien und Montenegro aufsuchen wollen? Längst hat sich Budapest zum Schlupfloch entwickelt. Bis hierhin gehen Züge, Bus- und Fluglinien. Zu Hunderten verlassen Sammeltaxis und „Schwarze Linien“ die ungarische Hauptstadt in südlicher Richtung. Die Grenze nach Serbien verläuft nur 180 Kilometer entfernt.

Für die ungarischen Fuhrunternehmen ist das Embargo also Gold wert. Das Nachsehen hat die Touring. Nach dem Ermittlungsbeginn wurden ihr solche Budapest-Linien „zu sensibel“. Bei der Ankunft am Budapester Busbahnhof standen schon immer Anschluß- Busse bereit. Selbst eine einfache Unterhaltung zwischen einem Touring-Fahrer und einem serbischen Kollegen hätte da den Eindruck hervorrufen können, es gehe darum, die Weiterreise zu organisieren, fürchtet Gilmer. Markus Schmidt-Auerbach

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