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KommentarSo nicht

■ Wie man Märtyrer schafft

Rudolf Hess und kein Ende: Gerade hatte es noch so ausgesehen, als seien alle Probleme im Zusammenhang mit dem Gedenkmarsch für den Hitler-Stellvertreter vom Tisch, und nun das: Es gehört schon ein ziemliches Maß an Haß dazu, die geheime Privatadresse des politischen Gegners in soundso hoher Auflage in die Öffentlichkeit zu bringen. Es gehört schon ein ziemliches Maß an Unverfrorenheit dazu, zu behaupten, das sei alles andere als eine Aufforderung zur politischen Selbstjustiz und es gehe nur darum, die Nachbarn darauf hinzuweisen, wer da Wand an Wand wohne. Die sollten dann selbst entscheiden. Diese Art der scheinheiligen Propaganda gegen einzelne Menschen ist eine Aufforderung, sonst gar nichts.

Nun gibt es sicherlich genügend BremerInnen, die es gerne erleben würden, wenn der Obernazi Privenau am Samstag die Hosen voll hätte. Und nicht wenige werden jetzt schäumen: Es sei Krieg zwischen den Rechten und den Linken, da könne man nicht zimperlich sein. Es ist immer schlecht, sich vom Haß leiten zu lassen, aber davon mal abgesehen. Wer auch immer das Antifa-Flugblatt verbrochen hat, es steckt kein Funke Nachdenken dahinter. Stellen wir uns doch mal vor, irgendein durchgeknallter linker Frontkämpfer nimmt ernst, was ihm da nahegelegt wird.

Nichts paßt der Rechten besser in den Kram als Märtyrer. So spielt man ihnen in die Hände. Jochen Grabler

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