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Rühes Truppen in der Colbitzer Heide unerwünscht

■ Protest gegen Übernahme des Militärgeländes

Magdeburg (dpa/epd) – Dem Verteidigungsbezirkskommando 82 war es nur eine lapidare Mitteilung wert, was der sachsen-anhaltinische Ministerpräsident Reinhard Höppner gestern in bestem DDR-Deutsch als „unfreundlichen Akt“ geißelte. Der „Truppenübungsplatz Magdeburg“, so ließen die Militärs kurz und bündig erklären, gehe „in das Ressortvermögen des Bundesministeriums für Verteidigung über“. Um die Nutzung des Übungsplatzes, besser als Colbitz-Letzlinger Heide bekannt, haben Bund und Land bis zuletzt gestritten. Mehr als 100 Kommunalparlamente sowie der Landtag von Sachsen-Anhalt hatten sich gegen die weitere militärische Nutzung ausgesprochen, über 60.000 Protestunterschriften waren gesammelt worden. Das 28.000 Hektar große Militärgelände in der Heide, früher von den GUS-Truppen genutzt, ist das Trinkwasserreservoir für 600.000 Menschen. Aus Protest gegen die Übernahme der Colbitz-Letzlinger Heide durch die Bundeswehr haben deshalb Umweltschützer gestern die Zufahrten zur Garnison Planken blockiert. Wie die Bürgerinitiative Offene Heide mitteilte, soll den Militärs mit der Aktion gezeigt werden, „daß ihre Präsenz in der Region unerwünscht ist“. Sachsen-Anhaltiner würden auch künftig gegen die Vorhaben der Bundeswehr demonstrieren.

Derzeit finden in Bonn Gespräche zwischen sachsen-anhaltinischen Staatssekretären und Bundeswehr-Vertretern über die Zukunft des Geländes statt. Die offizielle Übernahme der Colbitz-Letzlinger Heide durch die Bundeswehr genau an diesem Tag sei „absolut unverständlich“, erklärte Sachsen-Anhalts Umweltministerin Heidrun Heidecke (parteilos). Höppner ist weiterhin „fest entschlossen, die Interessen des Landes gegenüber der Bundesregierung auch in diesem Fall zu verteidigen“.

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