Unterm Strich

Gemein: Der Madrider Prado läßt Bilder Alter Meister im Regen stehen! Es ist nicht gerade so, daß man die Gemälde wie eingetrocknete Grünpflanzen schnell in den Hof stellt, wenn sich ein Guß ankündigt. Aber das Dach des Museums, das sich insgesamt in einem desolaten Zustand befindet und durch die Konkurrenz der Thyssen-Bornemisza-Sammlung im gegenüberliegenden Villahermosa-Palast 1993 fast ein Viertel seiner Besucher einbüßte, ist schon seit Ewigkeiten undicht. Und so tropft es nach längeren Regenfällen Velazquez' „Hofdamen“ beharrlich auf die Pellerinen. Der vor zwei Monaten berufene neue Direktor José Maria Luzon erinnerte indes daran, daß es mit dem Dach schon Ärger gibt, seit Napoleons Besatzungstruppen das Blei aus den Schindeln zum Kugelschmelzen verwendeten. Na dann...

Auch gemein: Griechische Kunstwerke stehen im Dreck! Und deshalb streiken seit gestern die griechischen Museumsangestellten. Sie wollen darauf aufmerksam machen, welchen geringen Stellenwert die Kultur im Staatshaushalt hat. Der Kulturetat wurde gegenüber 1993 von 48 auf 39 Milliarden Drachmen (ca. 260 Millionen Mark) gekürzt, weitere Streichungen sind angekündigt. Für die Reinigung der Gebäude „oder gar für Toiletten“ sei kein Geld vorhanden. Deshalb stünden die schönsten Kunstwerke der Antike, etwa der Wagenlenker in Delphi, tagelang im zurückgelassenen Dreck der Besucher. Die müssen für die Dauer des Streiks jetzt leider draußen bleiben. Selber schuld.

Vernünftig: Die Streithammel Böll-Erben und Wuppertaler Universität haben sich nochmal zusammengesetzt. Nachdem erstere den Vertrag mit letzterer zur Herausgabe einer kritischen Böll-Gesamtausgabe unlängst überraschend gekündigt hatten (siehe taz vom 23. Juli), gaben sie nach ihrem Gespräch jetzt eine gemeinsame Presserklärung heraus. Darin heißt es, man wolle „über eine modifizierte Fortsetzung der Zusammenarbeit nachdenken“. Mit einer Neuregelung würde dann auch die Kündigung gegenstandslos. Während der Nachdenk-Phase vereinbarten alle Beteiligten ausdrücklich Vertraulichkeit (schwebendes Verfahren!). Im ungünstigsten Fall fallen sie danach wieder übereinander her.

Tragisch: Peter Härtling kommt sich „unheimlich gedemütigt“ vor. Mit einer einstweiligen Verfügung hatte sein früherer Verleger Luchterhand die Auslieferung seines neuen Buches „Bozena“ durch seinen neuen Verlag Kiepenheuer & Witsch verhindert. 400.000 DM soll K & W Luchterhand-Chef Dietrich von Boetticher geboten haben, was diesem nach Härtlings Auffassung zu wenig sei. Nachdem sich Härtling in dem Geschachere neulich schon wie „ein paar Kisten Kaffee“ fühlte, ist er jetzt „zu einer ersten Lesung in zwei Wochen auf der Nordseeinsel Juist entschlossen“. Tapfer, das.