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■ Bonn apartZeitver(sch)wendung

Die Bonner haben ein neues Ziel für den kleinen Familienausflug am Sonntag. Das im Sommer mit einigem Spektakel eröffnete Haus der Geschichte macht der Jugend von heute sinnfällig, wie das Leben ihrer Eltern früher wirklich war. Das erste Tischfußballspiel, die alten Lego-Steine, auch das eine oder andere politische Ausstellungsstück veranlassen wiederum die Erwachsenen zu mancher Betrachtung – über Kontinuität und Wandel der gesellschaftlichen und menschlichen Entwicklung.

Das beinah unveränderte Tipp-kick steht fraglos für die ruhige Stabilität der Bundesrepublik, Lego hingegen für die technische Innovationslust. Befriedigt registriert der Betrachter, daß es doch so etwas wie sozialen Fortschritt gibt, wenn auf dem alten Gewerkschaftsplakat ein netter Blondschopf fordert: „Samstag gehört Vati mir.“

Längst erledigt. Das Wochenende ist frei von Arbeit. Jedenfalls von bezahlter. Doch: „Wo bleibt die Zeit?“ fragte CDU-Familienministerin Hannelore Rönsch sich und das Statistische Bundesamt. Die Familienministerin ließ die „Zeitverwendung der Bevölkerung in Deutschland“ wissenschaftlich untersuchen. Die Befunde liefern ein neues Beispiel dafür, daß der Fortschritt in seinem Schneckentempo gerne Serpentinen geht. Papa geht am Samstag zwar nicht zur Arbeit und hat auch nur in sehr geringer Dosierung im Hause zu tun. Doch die Kinder mit der vollerwerbstätigen Mutter müssen in den Gewerkschaftsbüros eigentlich eine neue Kampagne anmahnen: „Wenigstens Samstag gehört Mutti (in den alten Bundesländern vielleicht: Mama) mir“. Denn die berufstätige Frau muß am Wochenende im Haushalt mächtig nachholen, über sieben Stunden am Samstag und fast sechs am Sonntag.

Das Statistische Bundesamt rechnet vor, daß in den Familien mit klassischer Arbeitsteilung der Mann insgesamt etwas länger arbeitet als die Frau. Doch die Bilanz der unbezahlten und bezahlten Arbeit in Familien mit berufstätigen Müttern bestätigt die traurige Erfahrung: Erfolgreiche Befreiungsbewegungen bescheren den vordem Unterdrückten nicht immer ein besseres Leben. Die emanzipierte vollerwerbstätige Frau hat ihren Mann in puncto Gesamtarbeitszeit klar überrundet. Und wenig Aussicht auf Besserung: Töchter packen pro Tag im Haushalt anderthalb Stunden mit an, 20 Minuten länger als ihre Brüder.

Auch en detail das gleiche Bild: Wie die Väter greifen die Söhne am ehesten zum Handwerkskasten, und die schmutzige Wäsche ist bei der männlichen Jugend genauso verpönt wie bei den Altvorderen. Tissy Bruns

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