: Kräfteverfall der verkannten Genies
■ Basketball-WM in Kanada: 12. Platz für das deutsche Team
Berlin (taz/dpa) – Als sich die deutsche Basketball-Auswahl nach der Vorrunde zunächst von Sieg zu Sieg hangelte, schien der WM-Trip nach Kanada trotz der haarscharf wegen ein paar winziger Korbpünktchen verpaßten Finalrunde doch noch ein versöhnliches Ende zu nehmen. Den guten Spielen gegen Puerto Rico und Ägypten folgten imponierende Erfolge gegen Angola, Brasilien und Kuba. Dieses Team gehört ins Viertelfinale, hieß es allenthalben, und es bestand die erfreuliche Aussicht, mit sieben Siegen und nur einer Niederlage – der fatalen zum Auftakt gegen Griechenland – als quasi verkannte Genies auf Platz neun zu landen.
Gegen Argentinien kam dann jedoch beim 71:85 der erste Einbruch, dem ein weiterer gegen Brasilien (71:93) folgte. „Die Mannschaft hat während des gesamten WM-Turnieres an ihrer obersten Leistungsgrenze und manchmal über diese hinaus gespielt“, begründete Interimscoach Dirk Bauermann den Kräfte- und Konzentrationsverfall, der in der deutschen Delegation einen gewaltigen Katzenjammer auslöste. „Der zwölfte Platz ist eine ganz klare Enttäuschung“, zog Roland Geggus, Präsident des durch den siebten Platz beim olympischen Turnier von Barcelona 1992 und dem sensationellen Gewinn der Europameisterschaft 1993 verwöhnten Deutschen Basketball-Bundes (DBB), eine negative Bilanz.
„Objektiv haben wir unser Ziel nicht erreicht, unter die besten acht Mannschaften zu kommen. Meine subjektive Beurteilung fällt allerdings positiv aus“, hielt Bauermann dagegen. „Wir haben auf höchstem internationalen Niveau mitgehalten und uns bis auf die beiden letzten schwachen Spiele gut verkauft.“ Tatsächlich wurde deutlich, daß der EM-Gewinn keineswegs nur Zufall oder Glück gewesen war, daß aber, um auf höchster Ebene erfolgreich zu sein, ein Spieler wie Detlef Schrempf fehlte, der in kritischen Situationen für Stabilität sorgt.
Brisant wird es bei der Europameisterschaft 1995 in Athen, zugleich die europäische Olympia- Qualifikation für Atlanta 1996, bei der nur noch vier Plätze für Europa vergeben werden. Für die deutsche Nationalmannschaft eine hohe Hürde, selbst wenn sich NBA-Star Detlef Schrempf noch einmal in die Niederungen der Alten Welt herabläßt. „Atlanta reizt den Detlef noch einmal“, hofft Mannschaftskapitän Hansi Gnad.
Das Endspiel erreichten die USA, die beim 97:58 gegen Griechenland erstmals unter 100 Punkten blieben, und Rußland, das überraschend Kroatien mit den NBA-Cracks Kukoc und Radja 66:64 bezwang. Matti
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