■ DFB-Pokal: Der Übertraum
Berlin (taz/dpa) – „Vaffanculo“, was soviel heißt wie „Jo mei“, dürfte sich Bayern Münchens neuer Trainer Giovanni Trapattoni nach dem Ausscheiden aus dem DFB-Pokal gedacht haben, „hätte ich bloß die Amateure aufs Spielfeld geschickt.“ Diese hatten am Samstag glorreich den Pokalverteidiger Werder Bremen aus dem Wettbewerb geworfen, tagsdrauf blamierten sich die Bayern- Profis vor 25.000 Zuschauern im Nürnberger Frankenstadion gegen den Regionalligisten TSV Vestenbergsgreuth bis auf die Knochen und unterlagen durch ein Kopfballtor von Roland Stein in der 42. Minute mit 0:1. Trapattoni ist zwar von Juventus Turin her Kummer gewöhnt, aber so desaströs hatte er sich seinen Pflichtspieleinstand beim deutschen Meister nicht vorgestellt. Erst die Niederlage im Supercup gegen die Bremer, dann der Pokal-Knockout gegen die fußballerische Vertretung einer Gemeinde mit 400 Einwohnern. Meister und Cupsieger in der ersten Runde gegen Amateurteams ausgeschieden, das hatte es im DFB- Pokal noch nie gegeben.
„Das ist ein Wunder, ein Übertraum“, kommentierte Helmut Hack, Präsident des TSV Vestenbergsgreuth, das epochale Ereignis, das kurioser- und für die Bayern peinlicherweise auch noch live im Fernsehen zu erleben war. Mit Schlagzeilen wie „Amateurklub bezwingt deutschen Meister“ hatte das ZDF zuvor für seine abenteuerliche Programmgestaltung geworben, aber nie daran gedacht, daß derartige Slogans Wirklichkeit werden könnten.
Anders Lothar Matthäus, der das Unheil kommen sah. „In dieser Verfassung sind wir im Kampf um den Titel chancenlos“, grummelte der Bayern-Kapitän und mochte sich auch nicht damit trösten, daß Gleiches momentan für Werder Bremen gilt. Die Konkurrenz im Kampf um den Titel siedelt er wohl nicht an der Weser an. Uli Hoeneß hätte sich am liebsten eine Tarnkappe aufgesetzt. „Ich sage nichts. Ich weiß nichts“, war der einzige Kommentar des sonst so redefreudigen Bayern-Managers.
Dafür redete Trainer Trapattoni, der seinem Team bescheinigte, kämpferisch alles gegeben zu haben. „Wir haben aber nicht das richtige Mittel gegen die engen Räume gefunden und auch kaum echte Chancen herausgespielt.“ Vernichtender kann man den Auftritt eines deutschen Meisters gegen einen Regionalligisten kaum analysieren.Matti
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