: „Der Katalysator kann gar nicht wirken“
■ Fahrverbot für Autos ohne Kat ab 1998 / Matthias Bergmann vom Ökoinstitut bezweifelt Sinn des „Kat-Konzepts“ / Tempolimits würden Ozonsmog schnell mindern
Ab Mitte 1998 sollen nur noch Autos mit Katalysator in der City fahren. Das hat diese Woche der Senat beschlossen. Die taz fragte Dr. Matthias Bergmann (43) vom Ökoinstitut Berlin, ob dadurch, wie beabsichtigt, die Luft besser wird. Bergmann hat den Heilbronner Ozonversuch mitkonzipiert und leitet ein Projekt „stadtverträgliche Mobilität“ im Auftrag des Bundesforschungsministeriums in Zusammenarbeit mit sieben Instituten.
taz: Ab Mitte 1998 ist das Fahren von Autos ohne Abgasfilter innerhalb des S-Bahn-Rings verboten – in einem Gebiet mit 1,1 Millionen Einwohnern. Gibt es dann noch Autos ohne Kat?
Matthias Bergmann: Heute fährt in Berlin bereits mehr als jedes zweite Auto mit geregeltem Katalysator. In vier Jahren wird vielleicht noch jedes fünfte Auto keinen Kat mehr haben. Der Effekt eines Fahrverbotes wird deshalb kaum spürbar sein, denn bis dahin gibt es ein enormes Verkehrswachstum.
Der Sommersmog bleibt?
In Ballungsräumen wie Berlin ist jede zweite Autofahrt kürzer als fünf Kilometer. Der Katalysator kann gar nicht wirken. Das Phänomen kennt man ja aus den USA: Der Katalysator ist flächendeckend eingeführt, trotzdem sind etwa in Los Angeles die Ozonwerte höher als hier.
Lutz Wicke, Umweltstaatssekretär und ebenfalls wie der Verkehrssenator Mitglied der CDU, wollte das Kat-Konzept nächstes Jahr einführen. Haase hat dies mit Argumenten wie rechtlichen Unsicherheiten, sozialer Ungerechtigkeiten für die Ostberliner und gemeinsamer Terminierung mit anderen Großstädten verhindert.
Ich sehe überhaupt keine rechtlichen Schranken für einen früheren Termin. Es gibt beispielsweise ein Urteil vom bayrischen Verwaltungsgerichtshof, das besagt, daß auf Grundlage der Straßenverkehrsordnung Straßen zum Schutz der Gesundheit gesperrt werden dürfen. Zum sozialen Aspekt: Die Ostberliner haben einen höheren Ausstattungsgrad mit Katalsysatoren als die Westberliner – wären von dem Verbot also nicht härter betroffen. Das Argument mit den anderen Städten verstehe ich ebenfalls nicht. Die Hauptstadt sollte gerade beim Umweltschutz voranschreiten.
Was müßte der Senat tun, um die Luftverschmutzung zu vermindern?
Die schnellste und billigste Methode wären Geschwindigkeitsbegrenzungen wie grundsätzlich Tempo 30 auf Stadtstraßen, 60 auf der Stadtautobahn und 80 auf allen anderen Straßen und Autobahnen. Berlin müßte sich mit Brandenburg abstimmen und könnte so die Ozonbelastung deutlich verringern. Interview: Dirk Wildt
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