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Atommüllkippe am Ostseestrand

■ Baubeginn eines Atomlagers im vorpommerschen Lubmin ohne atomrechtliche Genehmigung

Berlin (taz) – Klammheimlich ist jetzt mit dem Bau eines atomaren Zwischenlagers in Lubmin bei Greifswald begonnen worden. Eine atomrechtliche Genehmigung liegt nicht vor. Am Greifswalder Bodden sollen die abgerüsteten DDR- AKWs Rheinsberg und Greifswald zwischengelagert werden, die Kapazität ist jedoch doppelt so groß ausgelegt, wie dafür notwendig wäre. Bisher gibt es nur eine baurechtliche Genehmigung von seiten des Großkreises Ostvorpommern, bestätigte der Sprecher der Energiewerke Nord (EWN), Manfred Mißling, gegenüber der taz. Die EWN ist in Treuhandbesitz. Zu ihr gehören das AKW Greifswald und das geplante Zwischenlager. Bislang war man davon ausgegangen, daß der Bedarf der Atomindustrie mit den Lagerstätten Morsleben, Gorleben und Ahaus gedeckt ist. Die Genehmigung für die Einlagerung des schwach- und mittelradioaktiven Mülls muß das Umweltministerium in Schwerin erteilen. Von dort habe man vorab das Signal erhalten, es werde keine Schwierigkeiten hinsichtlich der Genehmigung geben. Deshalb wurde mit dem 200 Millionen Mark teuren Bau bereits begonnen, sagte Mißling. Auch die Sprecherin des Schweriner Umweltministeriums, Effenberger, bestätigte, daß man einen positiven Bescheid gegeben habe. Sie räumte jedoch ein, daß dies keiner Genehmigung gleichkomme. Die Einlagerung des hochradioaktiven Mülls muß die Reaktorsicherheitskommission genehmigen. Die Bürgerinitiative Kernenergie Greifswald hat den Baubeginn scharf kritisiert. Denn das atomrechtliche Genehmigungsverfahren zum Betreiben der Anlage muß mit öffentlicher Beteiligung durchgeführt werden. Daß dies Jahre dauern kann, weiß man auch bei den EWN. „Das wäre ja nicht die erste Atomruine“, meinte Mißling und verweist auf Kalkar und Wackersdorf. Der Lubminer Atombunker soll eine Kapazität von etwa 400.000 Kubikmetern haben. Ganze 200.000 Kubikmeter werden benötigt, um die Schrott-AKWs unterzubringen, sagte Mißling. Das Zwischenlager gelte bereits als Entsorgungsnachweis für die beiden AKWs aus DDR- Zeiten. Es sei die Voraussetzung dafür, daß die Reaktoren russischer Bauart abgerissen werden können, meint man bei den EWN. In Lubmin sollen sie 40 Jahre bleiben. Wo sie dann endgelagert werden sollen, weiß niemand. Wegen der erheblichen Überkapazität von 200.000 Kubikmetern fürchtet die BI Kernenergie, daß in Lubmin auch anderer hochradioaktiver Atommüll eingelagert wird. In den Verträgen des Betreibers und des Kreises sei allerdings festgeschrieben, daß dort ausschließlich die beiden Alt-AKWs entsorgt werden sollen. Allerdings ist es EWN-Sprecher Mißling „egal, ob fünf oder fünfzig Fässer eingelagert werden, Hauptsache, sie sind gut verpackt“. In den vier Doppelhallen sollen 5.000 Brennelemente untergebracht werden. Das Geld für den Bau des Zwischenlagers kommt von der Treuhand. 1990 hatten die RWE, PreussenElektra und auch die VEAG Interesse an den EWN bekundet. Als sich aber herausstellte, daß auch die russischen Reaktoren fünf und sechs des AKWs Greifswald nicht mehr zu gebrauchen waren, traten die Interessenten von ihrem Privatisierungsangebot zurück. Jetzt ist die GNS (Gesellschaft für Nuklearservice) von der Treuhand als Betreiber des Zwischenlagers eingesetzt. In der GNS sind alle deutschen AKW-Betreiber vereint. Susanne Krispin

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