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Unterm Strich

Der israelische Philosoph und Naturwissenschaftler Jeshaja Leibowitz ist in der Nacht zum Donnerstag im Alter von 91 Jahren in Jerusalem gestorben. Leibowitz zählte zu den umstrittensten Persönlichkeiten des Landes. Seit dem Sechstagekrieg im Juni 1967 hatte er die Auffassung vertreten, Israel müsse die besetzten Gebiete kampflos räumen. Die Annahme des Israelpreises, der höchsten Auszeichnung des Landes, lehnte er im Januar vergangenen Jahres ab, nachdem sich Ministerpräsident Jitzhak Rabin öffentlich geweigert hatte, an der Preisverleihung teilzunehmen. Vor allem sein Aufruf an die Soldaten Israels, den Waffendienst in den besetzten Gebieten zu verweigern, brachte ihm aggressive Kritik in Israel ein.

Der am 19. Januar 1903 in Riga geborene Jeshaja Leibowitz studierte zunächst Medizin sowie Chemie und promovierte in Berlin. Den Doktor der Medizin erhielt er 1934 als einer der letzten Juden in Deutschland. Nach seiner Flucht vor dem Nazi-Regime lehrte er ab 1935 an der Jerusalemer Universität Chemie, Medizin und Psychologie, seit 1973 auch Philosophie. Er galt als einer der letzten „Universalgelehrten“. Leibowitz veröffentlichte zahlreiche grundlegende Werke der Naturwissenschaft und der Philosophie. Nur wenige davon erschienen in deutscher Sprache, darunter 1990 sein Spätwerk über politische und religiöse Ansichten unter dem Titel „Gespräche über Gott und die Welt“.

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