: Nazi-Aufmärsche unterbunden
■ Rechte am Ende ihrer „Aktionswoche“ wenig erfolgreich
Erfurt/Berlin (AP) – Mit Vorbeugehaft für Neonazis und verstärkten Polizeikontrollen hat die Polizei am Wochenende in mehreren Bundesländern rechtsextreme Demonstrationen zum Todestag des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß verhindert. Zum Abschluß einer von Neonazis ausgerufenen Aktionswoche wurden in Bayern, Thüringen und Baden-Württemberg mindestens 25 Rechtsextreme in Gewahrsam genommen.
In Nürnberg demonstrierten am Samstag rund 1.200 Menschen gegen Rechtsradikalismus und Ausländerhaß. Am Rande der Kundgebung, zu der ein Aktionsbündnis gegen Rassismus aufgerufen hatte, nahm die Polizei sechs Personen in Vorbeugehaft, darunter auch Störer aus der rechtsradikalen Szene. Mehrere Neonazis hätten bewußt provoziert, sagte ein Polizeisprecher. Gleichzeitig wurden neun Demonstranten wegen unerlaubten Waffenbesitzes vorläufig festgenommen.
In Thüringen nahm die Polizei im Zusammenhang mit geplanten Neonazi-Aktionen drei Rechtsextreme fest. Wie das Polizeipräsidium in Erfurt mitteilte, faßten Beamte am Samstag in Saalfeld einen Neonazi, der einen Demonstrationszug durch die Nürnberger Innenstadt angemeldet hatte.
In Rudolstadt sprühten Neonazis ein Hakenkreuz und rechtsradikale Parolen auf ein Denkmal.
Zwei Neonazis waren bereits am Freitag vorläufig festgenommen worden, als sie ein Transparent mit der Aufschrift „Rudolf Heß – Märtyrer für Deutschland“ in Weimar anbringen wollten. Dort hatten die „Jungen Nationaldemokraten“ für Samstag eine Gedenkveranstaltung für Heß angemeldet, zu der sie nach eigenen Angaben 1.000 Teilnehmer erwarteten. Die Veranstaltung war ebenso wie die in Nürnberg verboten worden. Beamte der Polizeidirektion Bamberg nahmen den Angaben zufolge einen Rechtsextremen in Vorbeugehaft, der die Weimarer Veranstaltung angemeldet hatte. Bereits am Freitag abend löste die Polizei in einer Karlsruher Gaststätte eine Versammlung von Neonazis auf und nahm neunzehn Männer und zwei Frauen fest. Unter ihnen seien einige, die am vergangenen Wochenende in Luxemburg randaliert hatten, erklärte ein Polizeisprecher.
Auch in Schweden hielten Demonstrationen von Rechtsradikalen die Polizei am Wochenende in Atem. Am Samstag mußte sie eine Gruppe von Rechtsextremen vor linken Demonstranten in Sicherheit bringen. Die schwedische Nachrichtenagentur TT berichtete, die rund 40 Rechtsradikalen hätten eine Kundgebung in der Stadt Malmö geplant gehabt. Mehrere hundert linke Gegendemonstranten seien dann aber gegen die Polizisten, die den Hauptplatz von Malmö bewachten, mit Steinen, Flaschen und Eiern vorgegangen. Die Polizei habe die zum Teil uniformierten Rechtsradikalen mit Bussen weggebracht, weil sie nicht länger für deren Sicherheit habe garantieren können. Die Rechtsradikalen demonstrierten dann ungestört in der nahe gelegenen Universitätsstadt Lund.
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