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Reibungslose Aktion

„Unsichtbar wünschte ich durch die Welt gehen zu können, um sie ungestört zu betrachten – uneingeschränkt von der Tatsache meines Geschlechts“, schrieb die Autorin und Künstlerin Giesela Breitling 1987. Auf Hamburgs schicken, plexiverglasten Litfaßsäulen prangte der Spruch in den vergangenen Wochen auf den Straßen. Nicht unsichtbar blieb die Plakataktion der Frauensenatorin Christina Weiss, aber ob sie, wie von Weiss prognostiziert, zehn Prozent der Bevölkerung erreicht hat, bleibt fraglich.

„Erstaunlich, einmal die Wahrheit mitten im Straßenbild zu entdecken“, bemerkte eine Passantin in Altona, die mit ihrer positiven Überraschung nicht alleine steht. Uschi Hildebrandt, im behördlichen Frauenressort zuständig für das Info-Büro und Beratungen, hat bisher nur positive Rückmeldungen auf die Plakataktion bekommen. So habe sie ein älterer Herr gefragt, ob er das Plakat mit dem Virginia-Woolf-Zitat (“Es ist fatal, schlicht und einfach nur ein Mann zu sein oder eine Frau; man muß weib-männlich sein oder mann-weiblich.“) für seine Tochter bekommen könne. Eine große Öl-Gesellschaft forderte gar die Sammlung der zehn Zitate von Philosophen, Künstlerinnen und Schriftstellerinnen – von Platon bis Jelinek – an, um sie als Diskussionsgrundlage in der innerbetrieblichen Fortbildung zu verwenden. Proteste nach dem Motto „für sowas wird jetzt Geld ausgegeben“ hatte Hildebrandt zwar erwartet, aber sie blieben aus, die über 30 Rückmeldungen seien durchweg positiv gewesen. Skepsis, die polarisierende Auseinandersetzung vielleicht doch etwas zu sehr gescheut zu haben, befällt die Feministinnen deshalb nicht. Ab Ende August bis Ende September sollen die moderaten Losungen in den Schaukästen der Hamburg-Werbung versuchen, Bewußtsein zu schaffen. Wer die alten Plakate kostenlos haben möchte, wende sich an die Gleichstellungsstelle, Tel.: 35043334/35043330, abzuholen sind sie im Alten Steinweg 4 (20459 HH). taz

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