■ Kommentar: Ersatz-Vision
Sind ja nicht allzu häufig anzutreffen: Visionen. Äußerst rar im Hamburger Senat genauso wie in anderen deutschen Polit-Zirkeln. Zumindest, wenn es um die Lösung konkreter Probleme geht, segeln Regierungsmannschaften lieber auf Sicht.
Weshalb sich Fritz Vahrenholts Wasserkraft-Pläne schon abheben vom üblichen Kleinklein. Massenstrom-Produktion mit isländischem Öko-Siegel, rein, rückstandslos, regenerativ. Wer hat so etwas schon anzubieten auf der Suche nach dem Einstieg in den Ausstieg aus der Atomkraft? Die Grünen?
Ja, natürlich: Energiesparen. Das könnte ein Weg sein. Aber wie das schon klingt: Sparen! Das hört sich schon so nach Verzicht an, nach Askese. Verkauft sich schlecht, in der Wohlstandsrepublik.
Vahrenholts Ersatz-Vision macht sich da schon besser. Ersatz, das heißt: Kein Verzicht, die Wirtschaft brummt, der Toaster auch. Und wenn die Steckdose in Island steht. Völlig wumpe. Hauptsache sie funktioniert.
Kleines Problem. An Islands Strom kann nur einer ran. Oder vielleicht ein paar mehr, falls die Isländer eine Mehrfachsteckdose zulassen. Aber alle? Deutschlands Atomkraftwerke lückenlos ersetzt durch Islands Wasserkraft? Das funktioniert schon mengenmäßig nicht. Man wird sich drum prügeln dürfen, wenn die Kraftwerke erstmal gebaut sind. Wie zuletzt in Norwegen.
Deshalb gilt: Weitersuchen! Her mit den Visionen! Und möglichst viele umgesetzt. Auch die, die sich nicht so gut verkaufen lassen. Uli Exner
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