: Kein Tekkno auf offener Straße
■ Open-Air-Straßenfest rings um den Ziegenmarkt: Verbot vom Stadtamt
Ein Straßen-Festival fürs ganze Viertel, kurz bevor die Ferienlaune wieder vorüber ist: So hatten sich die Veranstalter eines geplanten „Open-Air auf dem Ziegenmarkt“ am 3.9. das vorgestellt. Reggae, Rock und vor allem Tekkno sollte die Festgäste bei ihrem Bummel beseligen, dazu kleine Theatersketche und was für den kleinen Hunger zwischendurch. Das ist mehr, als die Polizei erlaubt: Die gab rotes Licht, weil sie neuen Krawall im Anzug wähnt; gestern verweigerte das Stadtamt die notwendige genehmigung für das Fest.
Die Veranstalter vom XL-Club, einer am Ziegenmarkt residierenden Disco, können die Befürchtungen der Polizei nicht nachvollziehen. „Uns geht's doch gerade darum, die Gewalt zwischen den Gruppen abzubauen“, sagt Mit-Organisator Günther Kahrs. Das Fest sei ein „Versuch, die unterschiedlichen Szenen mit den älteren Viertel-Anwohnern zusammenzubringen“. Nur, weil viele Tekkno-Fans auch Glatzen trügen, dürfe die Polizei sie nicht gleich mit neofaschistischen Skinheads in einen Topf werfen.
Die Befürchtungen der Polizei beziehen sich allerdings auch weniger auf die anvisierten Festgäste. Joachim Becker vom Stadtamt erklärte gestern, daß die öffentliche Sicherheit nach polizeilicher Einschätzung eher durch „Jugendgruppen aus der Nachbarschaft, die andere Interessen haben“ gefährdet sei. Nach den Vorfällen vor drei Wochen an gleicher Stelle fürchte man erneut „ernsthafte Auseinandersetzungen.“
Da hilft es auch wenig, daß der XL-Club seine versammelte Türsteher-Garde als Sicherheitskräfte („mindestens 20 Leute“) aufbieten will, um die geschätzten 1000 Feiernden im Zaum zu halten. Oder daß die Veranstalter ihr Open-Air als Beitrag zur kulturellen Belebung des Platzes verstehen, wie es ja doch von allen Parteien des Ortsbeirats gefordert sei. Karsten Frenz vom Vorstand der „IG Das Viertel“ begrüßt die Sache auch: „Ich finde das toll“, und bei „diesen Veranstaltern“ habe er „überhaupt keine Bedenken; was die machen, hat Hand und Fuß.“
Und eigentlich findet auch das Stadtamt solche Belebungsversuche gut, räumt Herr Becker ein. Aber wie sowas künftig aussehen müßte, damit es den Segen der Polizei und der Behörde bekommt - „das ist eine schwierige Frage“, auf die niemand Antwort weiß. tom
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