: Container retten Schule
■ Zum Schuljahresbeginn trotz Sparzwang keine eklatanten Einschnitte / Raumnot und Lehrermangel halten sich in Grenzen
Unterrichtsausfall soll den Berliner Schülern trotz Geld- und Raumnot erspart bleiben. Obwohl das Geld knapp sei, sei es gelungen, für die rund 400.000 Schüler und Schülerinnen (davon 40.000 Erstkläßler), für die heute der Schulalltag wieder oder neu beginnt, ausreichend LehrerInnen und Räume zu organisieren. Diese beruhigenden Worte teilte der Schulsenator Jürgen Klemann (CDU) rechtzeitig zum Schuljahresbeginn der Presse mit.
Die Raumsituation sei immer noch schwierig, gestand Klemann ein. Verantwortlich seien dafür aber die großen Schwankungen in den Schülerzahlen in Berlin. Aber dank eines schnell und unbürokratisch greifenden Mobilbauprogramms seien rechtzeitig zum neuen Schuljahr für 70 Millionen Mark mobile Klassenräume geschaffen worden. Vor dem Hintergrund, daß nach Schätzungen der Behörde die Schülerzahlen in den kommenden Jahren weiter steigen und zum Ende des Jahrzehnts aufgrund der Geburtenentwicklung wieder rückläufig sein werden, bezeichnete Klemann das Mobilbauprogramm als äußerst effektiv. Immerhin wurden damit seit 1991 für rund 400 Millionen Mark 1.200 zusätzliche Unterrichtsräume geschaffen.
Gute Noten stellt sich Klemann auch bei der Zahl der Lehrer aus. Durch die Versetzung von über 500 Lehrern und Lehrerinnen aus den Ostbezirken in Westbezirke sei der Lehrermangel in den westlichen Bezirken weitgehend behoben werden.
Die mobilen Klassenzimmer seien zwar keine Dauerlösung, aber vorübergehend durchaus akzeptabel, sagte der GEW-Vorsitzende Erhard Laube. Das Problem aber sei, daß die notwendigen Freiflächen für Pausen viel zu klein seien. Die mobilen Klassenräume würden zum Teil auf den Freiflächen der Schulgebäude errichtet. Und auf dem Pausenhof drängeln sich dann plötzlich doppelt so viele Kinder wie ursprünglich mal vorgesehen war, kritisierte Laube. Kritik am Eigenlob des Senators hat dessen Vorgängerin Sybille Volkholz, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen im Abgeordnetenhaus: Der Senator habe bei seiner Rechnung vergessen, daß die vom Senat beschlossenen Pauschalenminderausgaben von 70 Millionen Mark zur Hälfte auch die Bezirke treffen. Die 35 Millionen Mark, die im nächsten Jahr von den Bezirken eingespart werden müssen, schlagen ganz unmittelbar auf die Schulen zurück. „Jede normale Versorgung ist eigentlich Kampf“, bestätigte auch Ellen Hansen, Schulleiterin der Ganztagsgrundschule Werbellinsee in Schöneberg. „Drei Kollegen weniger, und wir sitzen auf dem Trockenen.“ Sie bekäme keine Vertretungen für kranke Kollegen mehr genehmigt. Vom Bezirk kommt dann die Direktive: Kürzen Sie in jeder Klassenstufe zwei Stunden. Dies verschleiere nur den Mangel an Lehrern.
Rund 700 Schüler und Schülerinnen besuchen im neuen Schuljahr eine der nun mittlerweile neun „Staatlichen Europaschulen“. Die „Staatliche Europaschule Berlin“ wurde 1992 gegründet. Der zweisprachige Unterricht in den Fächern Deutsch-Englisch, Deutsch- Französich und Deutsch-Russisch geht jetzt ins zweite Schuljahr. Zum neuen Schuljahr sind in zwei weiteren Grundschulen drei Vorklassen für Spanisch und Italienisch eingerichtet worden. me
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