Ex-Minister Seiters half trösten

■ Polizeirevier Huchting wünscht sich Europol und neues Auto

Hoher Besuch bei der Polizeiwache in Huchting: Das heißt, so hoch war er wieder nicht, denn Rudolf Seiters verlor seinen Posten als Bundesinnenminister im Schußkanal von Bad Kleinen. „Da bleibt immer was hängen“, entschuldigt ihn oder sich Hans Schulz, Leiter des Polizeireviers Huchting. Die Bremer Polizei habe man auch schon beschuldigt, bei einem Einsatz E-Schockgeräte benutzt zu haben. Aber, tröstet Schulz sich oder Seiters, „wären Sie Innenminister geblieben, wären Sie heute nicht hier.“

CDU-Mitglieder und Abgeordnete waren gekommen. Hinter dem Wimpel der Gewerkschaft der Polizei, Bremer Tischfähnchen und anderen Leckereien verschanzt, debattierte man über die „drängenden Probleme der inneren Sicherheit.“ Als besonders drückend wurde die Ausstattung der Polizei empfunden. Immerhin konnte das Revier Huchting dem Ex-Minister eine neue EDV-Anlage vorführen. Die Vernetzung mit anderen Städten scheitert indes am Geld.

Daran scheitert in Huchting selbst die Mobilität. Nachdem der dortige Einsatzwagen bei Kilometerstand 380.000 dem Kabelbrand zum Opfer fiel, erhielt das Außenrevier einen Wagen mit 372.000 Kilometern auf dem Tacho. Gestern, so Schulz, starb auch bei diesem Wagen die Elektrik. Beim Nachschauen sei der Hebel der Motorhaube abgebrochen, die Warnblink- und Alarmanlagen versagten, „das Funkgerät machte nur noch Klick.“ Es folgten Beispiele aus dem Personalbereich. Mit 57 Beamten und 1 Beamtin sei man den gewachsenen Aufgaben im 32.000 Seelen zählenden Huchting nicht gewachsen.

Seiters reagierte markig: „In dem Maße, wie der Staat auf seinem Gewaltmonopol besteht, haben die Bürger ein Recht darauf, daß er Gebrauch davon macht. Die Präsenz der Polizei ist immer noch das beste Mittel zur Abschreckung und zur Kriminalitätsbekämpfung.“ Allerorten fehle es an Kräften, 10.000 Stellen seien nicht besetzt. „Ich wünsche, daß die Parteien der Polizei einen höheren Stellenwert einräumen.“

Angeheizt von mehreren CDU-Mitgliedern, die allen Statistiken zum Trotz von „wachsender Ausländerkriminalität“ sprachen, steigerte sich Seiters zu einer Auflistung seiner Bemühungen ante Kanther: Er habe sich stets für eine Kooperation zwischen den Ländern und dem Bund starkgemacht. Außerdem habe er die Zusammenarbeit mit Polen und Tschechien gefördert. „Wir Deutschen forcieren den Aufbau von Europol als zweite Säule neben Interpol.“

Das klang nach Wahlkampf, und für den war Seiters schließlich gekommen. Mit Huchting allerdings hatte das kaum noch was zu tun. Aber wie Revierleiter Schulz schon sagte, irgendwas bleibt immer hängen. Und wenn es ein maroder Dienstwagen ist. dah