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Otto Graf Lambsdorff, 68

ist Ehrenvorsitzender der FDP und wirtschaftspolitischer Sprecher der Partei im Bundestag. Auf dem Höhepunkt seiner Macht war Lambsdorff 1982, als er mit dem sogenannten „Wendepapier“ die sozialliberale Koalition unter Kanzler Schmidt sprengte: Er forderte rabiate Einschnitte ins soziale Netz, keine Ausdehnung der Mitbestimmung, weitere Steuererleichterungen für Unternehmer. „Ein guter Demokrat ist Lambsdorff“, urteilt der Ex- Grüne Thomas Ebermann, „aber auch ein Schwein: immer bereit, die Arbeiter zu quälen.“

Am 26. Juni 1984 wurde die Karriere des Marktwirtschaftlers gebremst: Er trat als Wirtschaftsminister zurück, als gegen ihn Anklagen erhoben wurden in der Flick- und Parteispendenaffäre. Zwar wurde Lambsdorff vom Vorwurf der Bestechlichkeit freigesprochen, aber wegen fortgesetzter Steuerhinterziehung in Millionenhöhe im Februar 1987 zu einer eher symbolischen Geldstrafe verurteilt. ‘Spiegel'-Reporter Gerhard Mauz: „Er hatte es verstanden, aus einem Elefanten eine Mücke zu machen.“ Ein Jahr nach der Verurteilung ließ er sich zum Vorsitzenden der FDP wählen – ein Amt, das er 1993 abgab.

Lambsdorff, Politik und Geschäft stets souverän mischend, trat schon 1951 in die FDP ein, seit 1972 ist er im Bundestag. Kein Abgeordneter hat so viele Aufsichtsrats-Posten wie er – die Liste seiner Nebenjobs nimmt eine Seite im Handbuch des Bundestags ein.

Otto Friedrich Wilhelm von der Wenge Graf Lambsdorff, aus westfälischem Uradel stammend, wurde am 20. Dezember 1926 in Aachen geboren und studierte Rechts- und Staatswissenschaften. Lambsdorff, der bei der Oper „Don Carlos“ schon mal weinen muß, hat drei Kinder und lebt mit seiner zweiten Frau Alexandra geb. von Quistrop, einer Bankmanagerin, in der Eifel.

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