Nur ein bißchen kleiner ...

■ Indien: Experten diskutieren Verkleinerung des Narmada-Staudamm-Projekts

Neu-Delhi (ips) – Mit Änderungen am Bauplan des Sardar-Sarovar-Staudammes in Indien läßt sich nach Meinung von Experten der ökologische und soziale Schaden des Projektes mindern, ohne daß wesentliche Abstriche bei der Kapazität gemacht werden müßten. Auf einem Treffen in Neu- Delhi forderten sie deshalb eine Überprüfung des drei Milliarden US-Dollar teuren Vorhabens im Tal des Narmada-Flusses.

50 Fachleute für Fragen der Wasser- und Energieversorgung sowie Staudammgegner empfahlen der indischen Regierung, auch über alternative Systeme der Energieerzeugung und des Wassermanagements nachzudenken. All dies müsse jedoch schnell geschehen, damit nicht noch mehr Menschen als ohnehin schon durch den Damm aus ihrer Heimat vertrieben würden.

Der Sardar-Sarovar-Damm ist das erste von 3.000 kleinen, mittleren und großen Stauwerken mit denen die Bewässerung und Elektrizitätsversorgung in den indischen Bundesstaaten Gujarat, Madhya Pradesch und Maharashtra verbessert werden soll. Nach Ansicht von Kritikern wird das Projekt jedoch mehr schaden als nützen.

Mehr als 200.000 Menschen würden durch die Überflutung weiter Landstriche obdachlos. Ihre Umsiedlung ist bis heute nicht gesichert. Rund 37.000 Hektar Land, davon 13.700 Hektar Wald fielen ebenso den Fluten zum Opfer.

Würde die Staumauer dagegen rund sechs Meter niedriger ausfallen als die bisher vorgesehene Endhöhe von 139 Metern, so die Experten, schrumpften das Überflutungsgebiet und die Zahl der umzusiedelnden Menschen um 25 Prozent. Dabei seien nur geringe Einbußen bei der Elektrizitätserzeugung und gar keine bei der Wasserversorgung zu erwarten.

Einen gleichlautenden Vorschlag hatte dieses Jahr schon der Chefminister von Madhya Pradesh gemacht. Für die marginalen Stromeinbußen wollte er das benachbarte Gujarat entschädigen.

Bei einer Begrenzung der Dammkrone auf eine Höhe von 91 Metern sänken die Überflutungszone und die Zahl der betroffenen Menschen sogar auf ein Drittel der ursprünglichen Werte, errechneten die Fachleute in Neu-Delhi. Dabei sei es nicht einmal nötig, Abstriche bei der Wassermenge für Gujarat vorzunehmen.

Mit einem preiswerten System lokaler Wasservorratsbehälter und Rohrleitungen ließe sich zudem die bewässerte Fläche von derzeit 1,8 Millionen Hektar leicht verdoppeln, so die Experten auf dem Treffen in Neu-Delhi. Allein die Wüstenregion Kutch, für die nur zwei Prozent der gesamten Wassermenge vorgesehen sind, könnte ihre bewässerte Fläche damit verfünffachen.

Das derzeitige Konzept mit einem Netz von Kanälen sei hingegen viel zu teuer. Wenn die Baukosten pro Hektar bewässerter Fläche umgelegt würden erhalte man einen „wirtschaftlich unsinnigen“ Aufwand von 3.000 Dollar, um einen Hektar Ackerland zu bewässern.