: Betr.: Rollheimer Dorf
Der Zauberer war leider krank geworden. Aber „Rollheimer“ Lukas hatte sich zum Glück vorbereitet und kramte seinen Zauberkasten aus seinem Bauwagen, um die rund 100 Leute zu unterhalten. Über die Wiese tobten buntgeschminkte Kinder und ein leicht nervöser Esel herum, und über allem hing der Geruch gegrillter Würstchen: Das Rollheimerdorf am Potsdamer Platz feierte am Samstag. Und auf dem roten Plakat über der selbstgezimmerten Bühne stand die Devise: „Auf die nächsten 13 Jahre Rollheimer Dorf“. Seit dem 1. August 1981 stehen die Zirkus- und Bauwagen an der Köthener Straße. „Es ist das älteste Wagendorf Deutschlands“, sagt Bewohner Wolfgang Niedrich stolz. In den letzten 13 Jahren hieß es unzählige Male: „Ihr müßt hier weg.“ Insbesondere seit dem Mauerfall ist das Dorf eine Idylle auf Zeit. Im April sollten die rund 50 Wagen nach Zehlendorf auf den Stauraum Dreilinden abgeschoben werden. „Aber wir sind immer noch hier“, sagt Wolfgang zufrieden. „Wir nehmen das alle recht entspannt, obwohl es natürlich ein ständiges Zittern ist.“ Zwar gibt es mittlerweile eine Alternative: ein freies Gelände in der Alexandrinenstraße in Kreuzberg. „Aber wir bleiben, solange wir können“, verspricht Wolfgang. Patricia Pantel
Foto: Peter Himsel/Ghost
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