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Als Wahlkämpfer unschlagbar

Wahlkampfauftakt der Union mit Helmut Kohl und 17.000 CDU-Anhängern in der Dortmunder Westfalenhalle / Der Kanzler gibt sich siegesgewiß und kann es auch sein  ■ Aus Dortmund Matthias Geis

Wenn eine Partei wenige Wochen vor der Wahl zu platzen droht vor Selbstbewußtsein und Siegeszuversicht, gehören dämpfende und ermahnende Worte der Spitzenfunktionäre zum bekannten Ritual. Doch beim zentralen Wahlkampfauftakt der CDU am Sonntagnachmittag in Dortmund wirken die besorgten Einschübe ziemlich aufgesetzt. Unter den 17.000 angereisten CDU-Mitgliedern, die in der Westfalenhalle zu ungebremsten Wahlkämpfern geformt werden sollen, machen sich motivationssteigernde Zweifel am Wahlsieg nicht bemerkbar. Rhythmischer Applaus, Fahnenschwenken, gemeinschaftsstiftende Gesänge. „Helmut Kohl muß Kanzler bleiben“, lautet das unbändige Credo, und keiner glaubt noch ernstlich an die Mißachtung dieses neudeutschen Imperativs.

Auch der Kanzler nicht. „Jetzt bin ich zum Phänomen geworden, vor ein paar Wochen war ich noch ein auslaufendes Modell“, macht sich Helmut Kohl zum x-ten Male über diejenigen lustig, die ihn zu Jahresanfang entgültig und wieder einmal zu früh abgeschrieben hatten. Dabei ist Helmut Kohl wieder voll präsent. Routiniert gibt er den begnadeten Wahlkämpfer. Ein bißchen Staunen über die eigenen Erfolge, jovial Selbstkritisches in Nebensätzen und ein gerütteltes Maß Empörung über den politischen Gegner, der sich erdreistet, zu gefährden, was in der „erfolgreichsten Legislaturperiode seit 1949“ (Theo Waigel) erreicht werden konnte.

Bei soviel Selbstbewußtsein erstaunt es dann doch, mit wieviel Effet die obersten Wahlkämpfer der Union die Sozialdemokratie angehen. Waigel und Blüm mit beißendem Hohn, Angela Merkel mit naiv vorgetragenem Entsetzen, Kohl bebend vor Empörung. Am 16. Oktober geht es um das „Schicksal Deutschlands“ verkündet Theo Waigel. Von einer „Veränderung des Koordinatensystems unserer Republik“ spricht der Kanzler angesichts der Magdeburger Entscheidung der SPD. Niemand dürfe den ablehnenden Lippenbekenntnissen Glauben schenken. „Ein Skandal sondergleichen, eine Schande für die deutsche Sozialdemokratie.“ Wer dazu schweige, mache sich mitschuldig, ruft Kohl und gibt schon mal Anregungen für den SPD-Wahlkampfauftakt: Helmut Schmidt soll in einer Woche an gleicher Stelle „zur Koalition der SPD mit den rotlackierten Faschisten von der PDS“ Rede und Antwort stehen.

Wenn Norbert Blüm von „Jammerern, Miesmachern, Sozialdemokraten“ schwadroniert, weiß man: vergleichbares Wahlkampfnieveau wird einer wie Rudolf Scharping nicht erreichen. 17.000 CDU-Wahlkämpfer sollen ab heute das Unbehagen an Scharping, Fischer, Gysi in die Ortsvereine tragen. Und nur wenn sie die Kommunistenfurcht ins vollends Absurde steigern, könnte der Wähler noch auf die Idee kommen, die Konkurrenz sei vielleicht doch näher an der politischen Realität des Jahres 1994.

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