piwik no script img

„Die Begegnungsstätte ist nicht mein Ding“

■ Drei junge Lichtenhagener zu den Pogromen und ihrer Beziehung zu den VietnamesInnen

taz: Zwei von euch waren damals dabei. Als Zuschauer?

Tom, Schüler (16): Natürlich.

Habt Ihr geklatscht?

Thomas, Umwelttechniker (20): Eher weniger.

Sven, Azubi (20): Schön war das nicht, aber dadurch hat sich auch viel zum Positiven verändert. Die Zentrale Aufnahmestelle ist weg.

Thomas: Die Ausländer sind doch jetzt in Hinrichshagen viel besser aufgehoben. Da sind sie wenigstens unter sich.

Tom: Nee, das war nicht toll. Ausländer sind ja auch Menschen ...

Sven: Aber müssen sich anpassen. Das war doch unmöglich hier, mit dem Dreck und dem Krach von den Zigeunern und so. Wie sonst hätte man gegen die vorgehen sollen? Ich war damals nicht zu Hause; aber meine Eltern waren auf der Straße dabei und auch froh, daß endlich was passiert ist.

Tom: Für die Jungendlichen war das nur prima Action.

Kennt Ihr die vietnamesisch- deutsche Begegnungsstätte?

Thomas: Die kennt jeder hier. Stören tut sie mich nicht. So kann man die Mentalität kennenlernen.

Sven: Es sollte damals ja nicht gegen die Vietnamesen gehn ...

Thomas: Die sind eigentlich immer sehr höflich.

Sven: Nur lästig, daß sie einem die Parkplätze wegnehmen. Ansonsten hat man nichts gegen die.

Tom: Wenn man nichts gegen die hat, braucht man doch auch nicht zu denen hinzugehen.

Thomas: Ich hab' öfter Rechte da reingehen sehen. Das find' ich gut, wenn versucht wird, mit denen zu reden. Ich war auch 'mal da.

Sven: Wir haben hier nach wie vor kein Verhältnis zu den Vietnamesen. Ist für mich auch ein ganz untergeordnetes Thema. Die Begegnungstätte ist nicht mein Ding.

Wenn morgen die VietnamesInnen wieder angegriffen würden – was würdet Ihr machen?

Tom: Abhauen.

Sven: Glaub' nicht, daß ich mich um die kümmern würde ...

Tom: Sind nicht meine Freunde.

Sven: Diese Aufgabe liegt nicht bei uns.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen