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Drei Mann in einem Boot

■ Gerhard Schröder soll in Scharpings Kabinett Superminister werden

Berlin (taz/dpa) – Eine Drei-Herren- Riege soll an der Spitze der SPD-Wahlkampfmannschaft stehen, die der Parteivorsitzende Rudolf Scharping heute in Bonn vorstellen wird. Neben Scharping selbst und seinem bisher wichtigsten Helfer, Oskar Lafontaine, soll jetzt als zweiter „Superminister“ auch Gerhard Schröder mit im Bonner SPD-Boot sitzen. Er ist als Ministerkandidat für Energie und Verkehr im Gespräch. Außergewöhnliche Situationen erforderten eben außergewöhnliche Maßnahmen, kommentierte der ambitionierte Niedersachse Schröder entsprechende Berichte.

Schröder hatte zuletzt kaum noch die Möglichkeit, sich dem Wunsch seines ehemaligen Rivalen Scharping nach Einbindung zu entziehen. Schon seit dem Sturz des einstigen SPD-Vorsitzenden Björn Engholm hängt dem Niedersachsen der Geruch des Brutus der Partei an. Unklar war am Wochende noch, ob Schröder im SPD-Schattenkabinett zumindest auch für einen Teil der Wirtschaftspolitik zuständig sein wird. Bisher galt als sicher, daß Oskar Lafontaine im SPD-Schattenkabinett die Felder Wirtschaft und Finanzen allein besetzen würde. Gerade mit Oskar Lafontaine, dem dritten im künftigen SPD-Triumvirat, ist Gerhard Schröder seit einigen Jahren nur noch in Rivalität verbunden.

Fest eingeplant in Scharpings Schattenriege ist ein anderer norddeutscher Politiker. Hans-Ulrich Klose, SPD-Fraktionsvorsitzender im Bundestag, bestätigte bei einer Wahlkampfveranstaltung in Hamburg, daß er „zum Team gehören“ werde. Es gilt als sicher, daß der frühere Hamburger Bürgermeister im Falle eines Wahlsiegs entweder ins Auswärtige Amt oder auf die Hardthöhe ziehen soll.

Während bei der SPD am Wochenende tröpfchenweise die Informationen über Scharpings Schattenkabinett durchsickerten, eröffnete die CDU mit heftigen verbalen Attacken ihren Bundestagswahlkampf. „Wir wollen nicht, daß die vereinte Linke zum Tempolimit für Aufschwung und Fortschritt wird“, bekräftigte CDU- Generalsekretär Peter Hintze. „Für mich gibt es keinen Zweifel, daß Herr Scharping bereit sein wird, Unterstützung von seiten der PDS in Anspruch zu nehmen, wenn er auf diese Weise eine rot-grüne Minderheitsregierung bilden könnte“, hatte Kohl zuvor der Welt am Sonntag diktiert.

Im Deutschlandfunk wies Scharping den Vorwurf Kohls als „bewußte Verleumdung“ zurück. Die Position der SPD sei absolut klar: Es werde keine Zusammenarbeit mit der PDS geben, betonte Scharping. Andere Töne kamen von der PDS: Man habe sich als wichtigstes Wahlziel die Ablösung von CDU-geführten Regierungen gesetzt, unterstrich PDS-Parteichef Lothar Bisky auf einer bundesweiten Wahlkonferenz gestern in Potsdam. Im nächsten Bundestag wolle die PDS für Scharping stimmen, wenn er als Kanzlerkandidat antritt: „Er kriegt die Stimme der PDS, ob er will oder nicht.“ Seiten 4 und 10

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