Lokalkolorator

Die Situation: Ein Intendant probt mit seinem Ensemble acht Wochen lang den „Faust“ und am Tag der Premiere liegt sein Mephisto neben zwei leeren Wodkaflaschen im Klo und kotzt... Nach Aussage von Kristian Bader und Michael Ehnert sind aus diesen oder anderen Gründen ausfallende Vorstellungen an deutschen Theatern keine Seltenheit.

Um die Zuschauer nicht mit leeren Augen und Ohren nach hause schicken zu müssen, haben die beiden Jungschauspieler eine Lösung entwickelt: den Theater-Notruf. Unter einer top-secret-Geheimnummer können Nullnummern fürchtende Intendanten aus Hamburg und Umgebung das Bader-Ehnert-Kommando (BEK) kurzfristig als Ersatz engagieren. Unbürokratisch, nur mit zwei Koffern bewaffnet, ist dieser Bühnenrettungsdienst innerhalb von Minuten vor Ort, beziehungsweise auf der Bühne, besänftigt den rasenden Publikums-Mob und schützt so Intendanten's Haut. Zur Auswahl stehen vier Stücke: gottesfürchtiges Kabarett, eine intergalaktische Ökokomödie mit Fortsetzung und – hört hört – ein Epilog. Professionell wird–s allemal, schließlich gastiert das BEK schon seit vier Jahren auf allen Brettern, die die Republik bedeuten – vom Bayrischen Staatstheater bis zur Hamburger Verkehrsblockade-Demo, von der Anti-Haider-Kundgebung bis Kampnagel. Wer trotzdem nicht die Katze im Sack kaufen will, kann das Duo ab 2. September im „Schmidt“ unter die Lupe nehmen. Dort zeigen sie bis zum 24. 9. jeweils Freitag und Sonnabend um 24.00 ihr Stück „...penetrant, arrogant, gottgesandt“.

Interesse? Wer die „Bühnenrettungsdienst“- Broschüre noch nicht hat, erfährt näheres unter Tel.: 49 31 05.

Andreas Dey