: Ein Held fällt aus der Rolle
■ Gösta Winbergh, Star-Tenor aus Schweden, singt morgen zur „Sommernacht der schönen Stimmen“
Popsongs: Doch, auch die könne er singen – „wenn es gute Musik ist“, sagt Gösta Winbergh. Für sowas ist er nämlich immer zu haben. Zu populärer Musik hat er stets einen Draht gehabt – und nicht nur zur Operette. Die Elvis-Interpretationen des Wagner-Kollegen Peter Hoffmann sind Winbergh zwar noch nicht zu Ohren gekommen. Aber immerhin hat der schwedische Tenor mal mit dem späteren Abba-Komponisten Benny Andersson zusammengespielt – das war freilich lange bevor Winbergh zum Stern am nördlichen Opernhimmel aufstieg. So gibt's statt Abbas Kuschelpop morgen abend u.a. Franz Lehars Schmusemelodien zu hören, wenn Winbergh – gemeinsam mit vielen anderen Stars – im Weserstadion die „Sommernacht der schönen Stimmen“ mit Wohlklang erfüllt. Der taz erzählte er, was er dabei so im Gepäck mitbringt.
Best-Of-Konzerte in Sportarenen sind ja eigentlich seine Sache nicht. „Ein paar Mal“ hat er's trotzdem schon so gemacht wie die Kollegen Carreras, Domingo und Pavarotti, und hat eine bunte Auswahl seiner Lieblingsarien vor gut gemischtem Publikum gegeben. „Sowas ist ja sicherlich auch Werbung für die Oper“, sagt Winbergh. „Da hören die Leute etwas Leichtes, was vielleicht ihr Interesse weckt für die Oper – das ist jedenfalls unsere Hoffnung.“ Der Tenor gehört zu jenen, die auch „Kreativität im kommerziellen Bereich“ einfordern, um der Opernwelt in Zeiten der Kultursparpläne das Überleben zu sichern.
Entsprechend vielseitig ist Winbergh in der Auswahl seiner Rollen, mit der er die Fachwelt schon so einige Male überrascht hat. Der musikalische Spätzünder – erst nach Abschluß seiner Bauingenieurs-Ausbildung entschloß sich Winbergh zum Besuch der Stockholmer Opernschule – war zunächst jahrelang als Mozart-Spezialist abgebucht, als „lyrischer Tenor“. Doch damit wollte sich Winbergh nicht begnügen. Gegen Typecasting hat er nämlich was. Und so wechselte er Anfang der 90er ins „deutsche Heldenfach“, d.h. natürlich: zu Wagner und dessen machtvoller Opernauffassung. Den „Stolzing“ und den „Lohengrin“ hat er mittlerweile, zur Überraschung und Freude der Kritiker, fest im Repertoire. Nur den „Siegfried“ – den will sich der Tenor noch ein wenig aufsparen: Winbergh hat einen langen Atem.
Die jüngste Überraschung war dann eine CD mit Richard-Strauß-Liedern. Doch davon werden die Bremer ebensowenig hören wie von Winberghs Wagnerhelden. Für Ereignisse wie die Bremer „Sommernacht“ müsse es „eher leichte Kost“ sein, sagt er. Und da lägen Wagners Heldengesänge den Leuten doch zu schwer im Magen. „ Ich habe zwar noch nie in einem Fußballstadion gesungen“, sagt Winbergh; aber er erwartet eher ein Publikum, das „die schönen Opernarien hören will“ – also hat er, gemeinsam mit Kollegin Montserrat Caballé, vor allem Populäres aus dem Repertoire herausgesucht: ein Duett aus Verdis „Othello“ und eines aus Lehars „Die lustige Witwe“; solo bringt Winbergh die Arien „Una furtiva lagrima“ aus Donizettis „L'Elisir d'Amore“ und die „Blumenarie“ aus Bizets „Carmen“ – und das ist doch schon ziemlich nah dran an Pop. tom
„Sommernacht der schönen Stimmen und Klänge“, 31.8., 20 Uhr, im Weserstadion – zum Auftakt der „Internationalen Trompetentage“ (siehe Kasten). Außer Gösta Winbergh mit dabei: Montserrat Caballé, der Trompeter Maurice André, die Trompetenformation “10 of the Best“ sowie die Werder Bremen Big Band; Karten gibt's ab 40 Mark noch an der Abendkasse
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