Uniweit Noten für Profs

■ Erstmals zentral gesteuerte StudentInnenbefragung an der Uni Bremen

In diesen Tagen werden die Immatrikulationsbescheinigungen für das kommende Semester verschickt. Bremer StudentInnen dürften sich über die außergewöhnliche Dicke des Umschlags wundern: Erstmals in der Geschichte der Bremer Uni werden mit den Unterlagen auch „Fragebögen zur studentischen Lehrbeurteilung“ verteilt. Mit ihnen sollen Studierende aller Fächer Anspruch und Wirklichkeit in der Lehre der Bremer Uni persönlich beurteilen.

Befragungen dieser Art haben an der Uni Bremen bisher nur innerhalb einzelner Studiengänge stattgefunden: So hatte z. B. im Sommersemester letzten Jahres der Studiengangsausschuß Geschichte Fragebögen erarbeitet, in denen die Studierenden sowohl einzelne Veranstaltungen, als auch den gesamten Studiengang beurteilen sollten.

Die jetzt zentral von der Uni durchgeführte Fragebogenaktion versteht sich keineswegs als Ersatz dieser studiengangsspezifischen Arbeit, sondern vielmehr als Ergänzung, sagt Michael Sabass von der Hochschulentwicklungsplanung der Uni Bremen und zuständig für die Erarbeitung und Auswertung der Befragung. In über dreißig Einzelpunkten werden „Beurteilung des Studiengangs“ und Snpruch und Wirklichkeit der Lehre anonym abgefragt. Den Studierenden stehen zur Beantwortung die Noten 1 – 5 zur Verfügung.

Erheblicher Mangel des zweiseitigen Fragebogens ist laut der Bremischen StudentInnenvertretung trotz der Genauigkeit der Fragen eine Tendenz zur Verallgemeinerung: So sollen die Studies zwar ihr Studienfach angeben, jedoch bedeutet dies bei Lehramt– und Magisterstudiengängen Mehrfachnennungen. „Des weiteren“, heißt es aus dem ASTA, „kann man innerhalb eines Fachbereichs nicht alle Lehrenden und Lehrveranstaltungen gemeinsam beurteilen. Dazu sind die Unterschiede zwischen den einzelnen zu groß“.

Bremen stützt sich bei dieser Aktion auf die Erfahrungen anderer in- und ausländischer Universitäten, vornehmlich der Uni Bielefeld, die derartige Befragungen seit fünf Jahren durchführt. Früher hatten sich Universitäten gegen jegliche Form der Evaluation gewehrt; spätestens seit „ranking“ in Zeitschriften wie „Stern“ oder „Spiegel“ stattfindet und Haushaltskürzungen anstehen, ergreifen deutsche Universitäten vermehrt selbst die Initiative zur eigenen Bewertung. Nicht zuletzt die Kultus- und Finanzministerkonferenzen haben Hochschulen dringend aufgefordert, sich selbst auf den Zahn zu fühlen. Einen ersten Versuch dazu unternahm die Uni Bremen mit ihrem im Frühjahr erarbeiteten „Lehrbericht“.

An der Uni gibt es Befürchtungen, die neue Befragung könne Auswirkungen auf den Haushalt der Uni und etwaige Zuteilungen aus dem Bremischen Investitionssonderprogramm haben. „Uns interessieren bei dieser Befragung weder Einsparungen, Mittelverteilungen oder gar ein überregionaler Vergleich“, betont hingegen Michael Sabass. Anfang nächsten Jahres wird er einen ersten allgemeinen Bericht über den Verlauf der Aktion veröffentlichen.

Ziel sei in erster Linie die Verbesserung der Lehre; Eine Befragung des Lehrpersonals ist noch geplant. Schließlich erhoffen sich die Initiatoren ein verstärktes Engagement insbesondere auf Seite der Lehrenden. Wie sich jedoch bereits durch die Befragungen der Stugen gezeigt hat, engagieren sich meist nur einzelne. „Aber damit hätten wir ja schon einiges erreicht“, merkt Sabass realistisch an.

Bleibt zunächst abzuwarten, wieviele der Fragebögen tatsächlich ausgefüllt zurückkommen: „Ein Rücklauf von 5000 auf die 15 000 verschickten wäre ein zufriedenstellendes Ergebnis“, sagt Michael Sabass mit Blick auf die Ergebnisse anderer Universitäten. Knapp die Hälfte wäre es, wenn die Beteiligung der durchschnittlichen Wahlbeteiligung bei ASTA-Wahlen entspräche.

Ein konkretes Bonbon, das ebenfalls der Verbesserung der Lehre dienen soll, enthält die letzte Frage des Fragebogens: „Welche/r Lehrende vermittelt nach ihren Erfahrungen am besten die angestrebten Qualifikationen?“. Voraussichtlich kann das erste Drittel dieser „Hitliste“ mit einer Aufstockung des PDF, des „Persönlichen Dispositions Fonds“ von ein- auf zweitausend Mark rechnen. Von diesem Geld bestreiten HochschullehrerInnen neben anfallenden Kopier– und Telefonkosten auch Dienstreisen. Das soll dann aber auch der einzige finanzielle Aspekt dieser Befragung sein.

HR