: Ganz die Diva
■ Wiedersehen nach 35 Jahren: Montserrat Caballe in Bremen
So lieben wir unsere Diva: Als letzte kommt sie im goldbraunen Wallegewand in die Pressekonferenz reingerauscht, die anderen Stars warten schon, die Agenten allemal und die Journaille sowieso - „nein“, sagt sie leise und bestimmt, „ich möchte lieber da drüben sitzen“, neben Tenor Gösta Winbergh nämlich und nicht am Fernsehtisch, an den doch der lokale Veranstalter sie so gerne bugsiert hätte, es war doch alles abgesprochen, na gut... Montserrat Caballe weilt in Bremen; heute abend singt sie in der „Sommernacht der schönen Stimmen“ im Weserstadion. Zum Einstand wickelte sie gestern schon mal gekonnt die heimische Pressemeute um die kleinen Divenfinger.
Zum Beispiel mit Geschichten aus - Bremen. Denn das Theater am Goetheplatz war eine der ersten Stationen ihrer Karriere; ab 1959 lebte sie drei Jahre in der Stadt. Und daran hat sie noch lebhafte Erinnerungen. Wie sie in den ersten Wochen in Schwachhausen beim Obst- und Gemüsehändler einkaufen wollte und erstmal das Geld am Ladeneingang vorzeigen sollte: „Man wollte doch nur Orangen kaufen“, aber die neuen Nachbarn „wußten ja einfach nicht, wie wir sind“. Das distanzierte Verhältnis zur Stadt habe sich nach ein paar Monaten allerdings gegeben. In der Rückschau spricht sie von der „Wärme und den freundlichen Menschen, die mir hier geholfen haben“.
Damit meint sie auch das Theaterpublikum. Das habe ihr als Anfängerin stets den Rücken gestärt. Als sie zum ersten Mal „La Traviata“ sang: „Damals war es für mich nicht schwer, die Traviata zu singenb, aber es war schwer, die Traviata zu fühlen.“ Und auch, als sie einmal einbrach: Mitten in der Aufführung gab ein Stuhl unter ihr nach und die Sängerin stürzte - „und damals war ich noch schlank“, sagt sie. Heute tritt sie wieder vors Bremer Publikum, mit Verdi- und Puccini-Arien: „Etwas für jeden Geschmack“, und etwas für ihren eigenen Spaß am Singen. Spricht's, lächelt und geht ab. tom
Heute, 20 Uhr, Weserstadion
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