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Reuter erntet kaum mehr als unverbindliche Worte

■ Nach der Reuter-Offerte halten sich CDU und SPD eher bedeckt, während die Vertreter von Wirtschaft und Gewerkschaften Unterstützung signalisieren

Die Ankündigung von Edzard Reuter, in Berlin für eine „konkrete Aufgabe in Regierungsverantwortung“ bereitzustehen, hat ein eher zurückhaltendes Echo ausgelöst. Vor allem Vertreter aus CDU und SPD halten sich bedeckt. „Sehr skeptisch“ zeigte sich der Vorsitzende der Berliner Mittelstandsvereinigung der CDU, Horst Faber, gegenüber den politischen Ambitionen des scheidenden Daimler-Chefs und SPD- Mitglieds. Reuters Äußerung, nicht für einen Wahlkampf bereitzustehen, zeigten, daß er sich „offenbar lieber ins gemachte Bett setzen möchte“. Wer jedoch etwas in der Politik bewegen wolle, müsse auch „Klinken putzen gehen“. Es bestehe ein Unterschied zwischen der „relativ straffen“ Führung eines Großkonzerns und der politischen Arbeit in einer Großstadt, meinte Faber: „Hier gibt es verschiedene Facetten und Meinungen. Da kommt auch ein Mann wie Reuter um einen großen Spagat nicht herum.“

Für den SPD-Landesvorsitzenden Ditmar Staffelt ist das Thema erst aktuell, wenn die Berlin-Wahlen im Herbst 1995 gelaufen sind, da zuvor Reuter nicht zur Verfügung stehe. Er wolle aber dessen Sach- und Fachverstand für die SPD und die Stadt nutzen, versicherte Staffelt.

Mehr begrüßt wird die Reuter- Offerte von Gewerkschaften und Industrie. Der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK), Horst Kramp, hält den Sohn des früheren Regierenden Bürgermeister Ernst Reuter für einen Mann, der sich wie kaum ein anderer für Wirtschaft, Kultur und Politik in Berlin engagiere. Er sei grundsätzlich dafür, wenn Vertreter der Wirtschaft in die Politik und umgekehrt Politiker in die Wirtschaft gingen. Davon könnten beide Seiten „nur profitieren“.

„Außerordentlich begrüßt“ wird Reuters möglicher Gang in die Politik vom Vorstandsvorsitzenden der Grundkreditbank, Jürgen Bostelmann. Gegenüber der taz meinte er, der Manager könne „wesentlich dazu beitragen, die künftigen Anforderungen zu lösen“.

Andere Wirtschaftslobbyisten wie die Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg (UVB) oder die Handwerkskammer wollten sich zur laufenden Personaldiskussion nicht äußern. „Wir halten eine Auseinandersetzung ein Jahr vor den Wahlen zum Abgeordnetenhaus für verfrüht“, meinte das Mitglied der Geschäftsführung vom Gesamtverband des Einzelhandels, Stephan Tromp.

Von den Gewerkschaften wurde hingegen vorsichtige bis begeisterte Zustimmung signalisiert. Die DGB-Landesbezirksvorsitzende Christiane Bretz nannte es „sympathisch, wenn sich ein erfahrener Manager der Politik zur Verfügung stellt“. Indirekt schloß sie sich der Kritik Reuters an der Qualifikation der Führungsschicht in der Hauptstadt an. Viele Verantwortliche in der Politik hätten nach dem Mauerfall nicht begriffen, daß die Stadt „zu anderen Horizonten aufbrechen muß“, erklärte Bretz. Der Landeschef der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG), Hartmut Friedrich, zeigte sich angesichts einer Spitzenkandidatur von Reuter für das Amt des Regierenden Bürgermeisters geradezu euphorisch. Es könne „keinen Besseren“ geben. Severin Weiland

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