: Größte Rüstungsschmiede der Welt
■ Fusion von Lockheed und Martin Marietta
New York (dpa) – Die beiden US-Rüstungskonzerne Lockheed und Martin Marietta wollen sich zum größten Rüstungskonzern der Welt zusammenschließen. Wie beide Unternehmen gestern in New York mitteilten, soll die Fusion im Zuge eines Aktientauschs im Wert von mehr als zehn Milliarden Dollar (15,8 Mrd. DM) erfolgen.
Die Fusion dürfte wegen kartellrechtlicher Untersuchungen erst Anfang 1995 über die Bühne gehen. Die neue Lockheed Martin Corporation käme auf 23 Milliarden Dollar (36 Mrd. DM) Umsatz und 170.000 Beschäftigte. Sie würde damit McDonnell Douglas (14,4 Milliarden Dollar Umsatz) auf den zweiten Platz verweisen. Die Aktionäre von Lockheed sollen für jede Aktie 1,63 Aktien der neuen Firma erhalten. Die Anteilseigner von Martin Marietta sollen ihre Titel im Verhältnis eins zu eins umtauschen.
Lockheed-Konzernchef Daniel L. Tellep (62) soll die Führung des Unternehmens übernehmen. Sitz des fusionierten Konzerns wird Bethesda (Maryland) sein, wo Martin Marietta seine Zentrale hat. Lockheed ist in Calabas (Kalifornien) ansässig. Der Spitzenmanager von Martin Marietta, Norman R. Augustine (59), wird auf den Präsidentensessel rutschen, wenn Tellep in den Ruhestand geht.
Tellep verwies gestern in New York auf „die erheblichen Kostensenkungen, die die US-Regierung und andere Kunden erwarten“ könnten. Augustine kündigte eine „aggressive Beseitigung überschneidender Kosten“ an.
Lockheed ist mit einem Umsatz von 13,2 Milliarden Dollar und 77.500 Mitarbeitern der größte US-Hersteller von Kampfflugzeugen (Typen F-16, F-117). Die auch im Lenkwaffen- und Raumfahrtgeschäft tätige Gruppe hatte das F-16-Geschäft von General Dynamics für 1,5 Milliarden Dollar übernommen. Aus der Zivilluftfahrt hatte sich Lockheed 1981 völlig zurückgezogen. Der Konzern war 1971 nach hohen Verlusten mit Verkehrsflugzeugen nur mit Subventionen vor dem Konkurs gerettet worden.
Die Martin Marietta hatte vor einiger Zeit das Rüstungsgeschäft von General Electric für drei Milliarden Dollar übernommen und ist einer der führenden Raumfahrt- und Rüstungselektronikfirmen der USA. Sie setzte 1993 etwa 9,4 Milliarden Dollar um und hat 93.000 Mitarbeiter. Zusammen verfügen beiden Firmen über mehr als 46 Milliarden Dollar Auftragsbestand. Sie stellen fast alle Rüstungsgüter mit Ausnahme von Panzern und Kriegsschiffen her und betreiben Atomwaffen-, Energie-, Entsorgungs- sowie Raumfahrtforschungszentren für Washington.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen