: Mord in Haiti verurteilt
■ Karibik-Staaten beraten über Invasion
Washington/Kingston (AFP) – Das Attentat auf den haitianischen Armenpriester Jean-Marie Vincent hat zu neuen Spekulationen über eine baldige Militärinvasion in Haiti geführt. Die US-Regierung und haitianische Kirchenführer verurteilten den Anschlag auf den Priester am Montag mit scharfen Worten. US-Außenminister Warren Christopher sagte in Washington, das Attentat auf den Priester, der in der Nacht zum Montag erschossen worden war, bestätige die Resolution des UN- Sicherheitsrats, der im Juli grünes Licht für eine Invasion gab. Die Außenminister der karibischen Gemeinschaft (Caricom) berieten am Dienstag in Jamaica über die Unterstützung eines militärischen Vorgehens gegen Haiti.
Der Tod des Priesters, der ein Vertrauter des Exil-Präsidenten Jean-Bertrand Aristide war, reflektiere auf traurige und tragische Weise die brutale Unterdrückung und Gewalt, die das Leben in Haiti charakterisiere, sagte Christopher. Die Polizei, die Armee oder die Regierung versuchten nicht, derartige Verbrechen aufzuklären und die Täter zu bestrafen. Die Konferenz der haitianischen Priester und Ordensleute (CHR) bezeichnete den Anschlag als eine weitere Stufe der Eskalation der Gewalt in Haiti.
Der 49jährige Priester war am Sonntag abend auf dem Nachhauseweg in sein Ordenshaus erschossen worden. Vincent hatte sich in der ländlichen Entwicklungshilfe engagiert und war Vorsitzender der Caritas in Cap-Haitien im Norden der Hauptstadt. Nach den Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Bauerngruppen im Jahr 1987, bei denen 255 Bauern getötet worden waren, zog er sich weitgehend aus dem öffentlichen Leben zurück und gab keine politische Erklärungen mehr ab. Sollte sich die Vermutung bestätigen, daß Vincent einem politischen Anschlag zum Opfer fiel, wäre dies der erste Fall in der Geschichte Haitis, daß ein Priester bei einer politisch motivierten Gewalttat getötet wurde.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen