Verloren im Sand

■ Zwei Jungs allein in der Wüste: Heute startet Arend Aghtes Kinderfilm „Karakum - das Wüstenabenteuer“

Sand- und Salzstürme, Eiseskälte in der Nacht, Gluthitze am Tag – nicht gerade Begleiterscheinungen, die das Filmemachen einfacher gestalten. Wenn auch noch diverse Team-Mitglieder mit Durchfall ausfallen, des öfteren Teile der Ausrüstung gestohlen und die Lebensmittel knapp werden, wird's aufregend. Doch weder Frostbeulen und Sonnenbrände, noch Haut- und Augenkrankheiten konnten den Hamburger Regisseur Arend Aghte davon abhalten, seinen Film Karakum fertigzustellen. Eine Tortour für alle Beteiligten vor oder hinter der Kamera.

Gedreht wurde in der Wüste Karakum in Turkmenistan, einem ehemaligen Sowjetstaat, östlich des Kaspischen Meeres gelegen. Hier gerieten die Dreharbeiten zu dem, was der Film eigentlich nur zum Inhalt haben sollte: ein Abenteuer.

Der dreizehnjährige Robert Jansen aus Hamburg (Max Kullmann), Typ: Rotzlümmel mit Baseballmütze, will in der Einöde der Karakum seinen Vater besuchen, der dort an einem Forschungsprojekt arbeitet. Für den mehrtägigen Transfer vom Wüstenflughafen zum Forschungscamp schickt der Vater seinem Filius den erfahrenen LKW-Fahrer Piotr (Piotr Olev), der seinen Neffen Murad, (Murat Orasov) einen Ziegenhirten, auf die beschwerliche Reise mitgenommen hat.

Die gleichaltrigen Jungen wollen anfangs nichts voneinander wissen, zu gegensätzlich sind sie und geprägt von Kulturen, wie sie unterscheidlicher nicht sein könnten, und sie sprechen nicht dieselbe Sprache. Während Murat den veralteten LKW bestaunt, beschäftigt sich Robert mit Walkman, Gameboy und elektrischer Zahnbürste. Daß sie sich arrangieren müssen, erkennen sie erst, als Aufpasser Piotr von einem spontanen Wüstentrip nicht zurückkehrt.

Während man sich im Camp des Vaters bereits Sorgen um die Verschollenen macht, basteln diese, inzwischen freundschaftlich verbunden, an einem Strandsegler. Damit wollen sie der gigantischen Sandkiste entkommen, das technische Ergebnis erinnert allerdings fatal an Errungenschaften eines gewissen Daniel Düsentrieb. Aber auch der Vater sucht ja die Jungs, und dabei helfen gelegentlich auch glückliche Zufälle. Trotzdem bleibt die Story spannend und glaubwürdig.

Daß die Helden aber noch zwischen die Fronten der turkmenischen Drogenmafia geraten, wirkt dann doch etwas überladen. Doch erspart Karakum dem jungen Kinopublikum schlaflose Nächte. Regisseur Arend Aghte, angetreten, einen Kinderfilm zu produzieren, verzichtet trotz viel Action auf überflüssige brutale Szenen, wobei fraglich ist, ob die Kids von heute das auch honorieren. Mit vergleichsweise geringen Mitteln produziert, könnte Karakum gegen ein – denkbares – Produkt wie ,Kevin Allein In Der Wüste' locker bestehen. Denn Karakum bietet neben beeindruckenden Wüstenlandschaften auch Unterhaltung für alle kleinen und viele große Abenteurer, für die zum Beispiel Lawrence von Arabien eine historische Größe ist. Andreas Dey

Premiere im Abaton mit Regisseur Arend Agthe, Team und Darstellern heute um 20.15 Uhr

außerdem in den Zeise-Kinos