: HEW-Appetit auf Bremer Stadtwerke
■ Energie-Roulette: Electricitätswerke pokern um Bremer Aktien / Der größte Konkurrent ist einmal mehr der Stromgigant PreussenElektra Von Uli Exner
Expansionsmöglichkeit verzweifelt gesucht: Die Hamburgischen Electricitätswerke (HEW) möchten zumindest einen Teil der zum Verkauf stehenden Aktien der Bremer Stadtwerke kaufen. „Wir haben Interesse“, bestätigte ein HEW-Sprecher gestern der taz.
Ziel des Millionengeschäfts, so ein Aufsichtsratsmitglied: Der regionale Stromversorger HEW setzt derzeit alles daran, sein Versorgungsgebiet über die Stadtgrenzen auszudehnen, um im Konzert der europäischen Stromgiganten auch langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Willkommener Nebeneffekt: Klappt der Deal mit den Bremern, dürfte auch der Wert der HEW-Aktien in die Höhe schnellen. Der von der rotgrauen Koalition ins Auge gefaßte Verkauf von HEW-Anteilen brächte mehr Geld in die Hamburger Stadtkasse.
Soweit ist es allerdings lange noch nicht. Zwar ist sich die Bremer Ampelkoalition inzwischen einig, daß Stadtwerke-Anteile verkauft werden müssen, um den maroden Haushalt wieder flott zu bekommen. Ob man allerdings 24 Prozent oder vielleicht doch gleich 49,9 Prozent der stadteigenen Aktien veräußert, ist ebenso umstritten wie die Frage nach den vertraglich zu vereinbarenden Rahmenbedingungen. Zum Beispiel die von den Grünen geforderte Verpflichtung des Käufers, in regenerative Energien zu investieren.
Forderungen, bei denen es dem mit den Verkaufsvorbereitungen beauftragten Bremer Senatsdirektors Ulrich Keller gruselt: Je enger der Vertragsrahmen, desto niedriger der Kaufpreis. Und der sei schließlich entscheidend. Auch für die Frage, welcher der zehn Kaufinteressenten den Zuschlag erhält.
Hamburgs Umweltsenator und HEW-Aufsichtsratschef Fritz Vahrenholt jedenfalls gibt sich optimistisch, daß sein Unternehmen gegenüber den konkurrierenden Stromgiganten PreussenElektra (PreAG) und RWE gute Karten hat. Er werde aus Bremen regelrecht bedrängt, so berichtet der Senator hocherfreut, daß die HEW die Stadtwerks-Anteile übernehmen.
In Bremen möchte man von derlei Überschwang natürlich nichts wissen. „HEW hat sich bei uns beworben“, wiegelt Senatsdirektor Keller um die Gesetze der Marktwirtschaft wissend ab. Mehr nicht.
Ob die Hamburger den Zuschlag zumindest für einen Teil der Aktien bekommen, dürfte somit unter anderem vom Angebot der PreusseElektra abhängen. Der hannoversche Stromkonzern war den HEW Ende 1993 schon einmal in die Quere gekommen: Den Versuch der Hamburger, einen Stromverbund mit einem norwegischen Energieversorger aufzubauen, hatte die Preag mit einer besseren Offerte abgeblockt.
Das Ziel der Hannoveraner, das vermutet jedenfalls das HEW-Aufsichtsratsmitglied, sei klar: Die HEW klein zu halten, um sie mittelfristig selbst günstiger aufkaufen zu können.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen